Die Stromlückenfüller vom Lübecker Hochschulcampus

Alles noch ganz neu hier. Der achte Multifunktionscenterbau auf dem Hochschulcampus ist praktisch fertig. Draußen wird an den Außenanlagen noch gebaut, drinnen ziehen Elektriker Strippen. Alles noch in Arbeit. Aber eine kleine Firma ist schon eingezogen: H-TEC Systems mit ihren zurzeit zwölf Mitarbeitern, von denen viele an der hiesigen Fachhochschule ausgebildet wurden. In der noch ziemlich geräumigen H-TEC-Produktionswerkstatt entstehen bereits die ersten Geräte für die Stromversorgung der Zukunft.

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Uwe Küter arbeitet an der Zukunft dezentraler Energieversorgung mithilfe von Wasserstoffspeichern wie dem Modell EL30.

Das große Thema von H-TEC ist die Speicherung von Energie mithilfe von Wasserstoffgas. „Das energiepolitische und energietechnische Problem ist bekannt, das ging mir schon im Studium auf“, erklärt Geschäftsführer Uwe Küter (52) dem Besucher: „Erneuerbare Energien wie Windkraft stehen zur Stromerzeugung im Prinzip zwar dauernd zur Verfügung. Aber leider kann man die jeweils momentane Nachfrage nicht ohne Weiteres mit dem produzierten Angebot synchronisieren.“ Mit anderen Worten: Der Wind weht, wann er will, und man braucht in Phasen geringerer Nachfrage Energiespeicher, aus denen bei höherer Nachfrage die Energie wieder abgerufen werden kann. „Stromlückenfüller“ nennt der Physiker Küter das.

Seit acht Jahren entwickelt H-TEC eine Technologie, die diese Aufgabe erfüllen kann und jetzt im Prinzip serienreif ist. Die Technologie heißt „PEM-Elektrolyse“. Als Elektrolyse bezeichnet man in der Chemie die Aufspaltung einer Verbindung unter Einsatz von elektrischer Energie. In unserem Fall wird so mit dem zufließenden Strom Wasser in Sauerstoff und Wasserstoff getrennt. Dies geschieht in Elektrolysezellen an einer speziellen Membran, der PEM (Polymer Electrolyte Membrane). Der so entstehende Wasserstoff kann dann in Tankbehältern unter hohem Druck und damit auf relativ wenig Raum gespeichert und bei Bedarf wieder zur Erzeugung von Strom eingesetzt werden (sofern man nicht gleich eine Wasserstofftankstelle damit betreiben will).

„Unser besonderes Know-how“, erläutert Küter, „betrifft vor allem die Bipolarplatten, mit denen die gestapelt-zusammengesetzten Elektrolysezellen so verbunden werden, dass die Wasserversorgung, der Gastransport und die Stromleitung gleichmäßig funktionieren und die Module die Temperaturen von 60 bis 80 Grad Celsius und den hohen Arbeitsdruck aushalten.“

Das erste serienreife Produkt von H-TEC heißt „EL30“. Die „30“ steht für den Druck in Bar, das „EL“ für Elektrolyseur. So ein Modul kann je nach Auslegung (Anzahl der Zellen, Aufbau der Betriebsumgebung mit Wasserversorgung, Stromwandler etc.) bis zu 18 Kilowatt Strom in Wasserstoff umwandeln. „In einem vom Bundeswirtschaftsministerium geförderten Projekt arbeiten wir daran, bis Mitte 2016 eine Modellanlage zu bauen, die sogar ein Megawatt verarbeiten kann“, so Küter.

Zurzeit gäbe es Erfolg versprechende Industriekontakte in der Energiewirtschaft. Und mit dem H-TEC-Mehrheitsgesellschafter GP Joule bauen die Lübecker Stromlückenfüller gerade eine integrierte Modellanlage am Firmensitz in Reussenköge bei Husum auf. Hier soll erstmals ein Blockheizkraftwerk bis zu 30 Prozent mit Wasserstoff betrieben werden, während die abfallende Wärme zur Heizung von Gebäuden und zum Betrieb der hauseigenen Biogasanlage eingesetzt wird.

(rwe)

Info: www.h-tec.com/de/systems