Archiv für den Monat: April 2014

FabLab-Lübeck im Aufbau

Ein FabLab (engl. Fabrication laboratory – Fabrikationslabor) ist eine offene High-Tech-Werkstatt mit dem Ziel, vom älteren Schüler über den Studenten bis zum Doktoranden oder ambitionierten Erfinder/Gründer/StartUp sowie auch jungen technologieorientierten Unternehmen/Dienstleister industrienahe Produktionstechniken für die Anfertigung von Funktionsmustern und Prototypen u.a. zu Lern- und Erprobungszwecken zur Verfügung zu stellen.

Typische Geräte sind 3D-Drucker, Laser-Cutter, CNC-Maschinen, um eine große Anzahl an unterschiedlichen Materialien und Werkstücken bearbeiten zu können („make almost everything“). FabLabs erlauben die unkomplizierte Anfertigung von hoch individualisierten Modellen (Rapid Manufacturing), jedoch keine eigentliche Fabrikation.

Das FabLab-Lübeck im TZL an der Seelandstraße wird derzeit eingerichtet. Eine Laserschneidanlage ist gerade – wie man sieht – erfolgreich getestet. Weitere Maschinen sind in der Zulieferung.

erster schritt

Weitere Info unter http://www.tzl.de/fablab/ ( www.fablab-luebeck.de ist in Arbeit) und mildner@tzl.de   .

Erfolgsfaktoren fürs Engineering: Spaß und Kultur

Ingenieure sind doch immer wieder für eine Überraschung gut. Gefragt nach den hauptsächlichen Erfolgsfaktoren des Engineering-Dienstleisters „HotSwap“ antwortet der Geschäftsführer: „Spaß und Kultur.“

Das muss dann doch erklärt werden. Schließlich ist die Entwicklungsarbeit für große Kunden insbesondere aus der Medizintechnik-Industrie doch in erster Linie von viel technologischem Know-how und jeder Menge Erfahrung geprägt, oder? Rainer Landich nickt. Aber worauf es ankomme, sei das „schwedische“ Klima, das unter den Mitarbeitern und in den Kunden-Projekten herrsche. „Bei uns steht der Spaß ganz oben im Werte-Leitbild. Wir glauben an die Eigenmotivation von Menschen. Und wir stellen nur Mitarbeiter ein, die eine große Freiheit im eigenen Kopf und eine positive, soziale Grundeinstellung mitbringen. Wir brauchen – und finden immer wieder! – echte technologische Problemlöser, keine Entwicklungsbeamten.“

Carrera-Rennbahn fürs Labor

Hot-Swap-Engineering-Projekt: „Carrera-Rennbahn“ fürs Labor (Foto: Wurzbach)

Das Engineering- und Consulting-Unternehmen mit schwedischen Wurzeln gibt ist in Deutschland seit 2006. Aus dem kleinen Gründerteam sind inzwischen im Gesamtunternehmen über 100 mitwirkende Ingenieure aus den Bereichen Software, Mechanik und Elektronik geworden, ein knappes Drittel von ihnen weiblichen Geschlechts. Im TZL-Campus-Gebäude im Hochschulstadtteil erfreuen sich 20 Mitarbeiter an der „schwedischen“ Unternehmenskultur des persönlichen Kennens, der heterogenen Teams und der flachen Hierarchien mit ganz kurzen Wegen. Die kurzen Wege schätzen die Hot-Swapper auch auf dem Lübecker Hochschulcampus. Hier engagiert das Unternehmen sich in Projekten mit verschiedenen Instituten, zum Beispiel im Bereich Medizingerätevernetzung. „Wir arbeiten gerne mit Praktikanten und Absolventen aus Lübeck. Und wir unterstützen die neue Fab-Lab-Idee des TZL, eine neue High-Tech-Werkstatt einzurichten, in der vom Schüler bis zum Doktoranden und Gründer verschiedene Menschen produktnahe Erfahrungen in Industrie 4.0 machen können“, erzählt Landich.

Und was bedeutet nun der ungewöhnliche Firmen-Name? „HotSwap“ heißt auf deutsch so viel wie „Austausch im laufenden Betrieb“, oft bezogen etwa auf Wechselfestplatten im PC-Bereich. Für Rainer Landich, den promovierten Elektrontechnik-Ingenieur aus dem Ruhrgebiet, sagt dieser Name aus, dass das Unternehmen sehr flexibel auf die speziellen Anforderungen seiner Kunden in allen Phasen der Entwicklung und des Lebenszyklus eines Produktes eingeht. „Und wenn im Projekt mal überraschend neue Ressourcen gebraucht werden, finden wir unter unseren Leuten immer einen, der das spezielle Know-how und ein passendes Zeitfenster mitbringt.“ Dabei würden die Mitarbeiter – anders als in der „deutschen“ Überstunden-Kultur – stets dazu angehalten, statt neuer Mehrarbeitsstunden auf andere Mitarbeiter-Ressourcen zurückzugreifen. „Denn“, so der 50-Jährige, „wir haben eine umfassende ethische Verantwortung nicht nur für unsere Kunden und insbesondere die medizintechnischen Produkte, sondern auch für unsere Mitarbeiter. Wie gesagt: Spaß-Kultur ist nichts Negatives, sondern leistungs- und einstellungsfördernd. Unser anhaltendes Wachstum gibt uns Recht. So haben wir in 2013 allein in Deutschland rund 40 High-End-Aufträge  umgesetzt.“

Das sind Projekte, die oft an der Spitze der technologischen Entwicklung arbeiten und für den Kunden am Markt Alleinstellung schaffen. Ein aktuelles „Bonbon-Projekt“ gibt Landich in Umrissen preis. So konnte für den Laborausstatter und -dienstleister GLP aus Hamburg eine Laborstraße weiterentwickelt werden, die im Projekt gern als „Carrera-Rennbahn fürs Labor“ bezeichnet wurde. Hier ging es insbesondere darum, neue Robotik-Module und eine zentrale Software-Steuerung zu implementieren. Der Kunde ist laut Landich hoch zufrieden. „Und die Mitarbeiter dort freuten sich über unsere lockere Art, die sie in anderen Projekten mit externen Partnern nicht so gewohnt waren. Erfolgsfaktor Mensch halt“, grinst der überzeugte HotSwapper Landich.

 (rwe)

Mehr Infos: www.hotswap.de

Biosensor entdeckt Gefahrenstoffe in der Luft

Attolab_Übergabe des Fördermittelbescheides durch Minister Meyer (1)

Zahlreiche Krankheitserreger verbreiten sich über die Luft. Um Ausbrüche von Epidemien in Zukunft effektiv verhindern zu können, müssen Umgebungen kontinuierlich auf gesundheitsschädliche Bakterien, Viren oder Pilze überprüft werden. Die Lübecker ATTO-LAB GmbH mit Sitz im MFC 1 des TZL-Campus entwickelt jetzt einen hochempfindlichen Biosensor, der Krankheitserreger oder biologische Gefahrenstoffe bereits in sehr geringen Mengen in der Luft nachweisen kann.

„Eine Technologie, die eine automatisierte und effiziente Überwachung biologischer Gefahrstoffe in der Luft möglich macht, wäre zurzeit weltweit einzigartig“, sagte Technologieminister Reinhard Meyer bei der Übergabe eines Förderbescheides. Grundlage dieser Innovation soll das von ATTO-LAB bereits entwickelte Analysesystem Q-MAP sein. Es kann in sehr kurzer Zeit geringste Mengen an Bakterien und Schadstoffen sicher identifizieren. Es arbeitet bisher allerdings ausschließlich mit flüssigen Proben. Eine erfolgreiche Anpassung der Probenentnahme aus der Luft würde eine äußerst zuverlässige Überwachung in Bezug auf biologische und chemische Kampf- und Gefahrenstoffe ermöglichen.

Im ersten Schritt der Entwicklung und Erprobung von „Q-MAP – BioSensAir“ konzentriert sich ATTO-LAB auf die Bedürfnisse von Flughäfen – insbesondere in Deutschland. Weitere Einsatzmöglichkeiten sind neben der zivilen und militärischen Gefahrenabwehr zum Beispiel die Überwachung von Operationssälen, Intensivstationen und anderen sterilen Bereichen in Krankenhäusern, die Kontrolle von Reinräumen in der Computer- oder Medizintechnik und die veterinärmedizinische Überwachung von Zuchtbetrieben.

 „Da bisher keine vergleichbare Technologie existiert, hat ATTO-LAB bei Erfolg beste Aussichten auf die Marktführerschaft in diesem Segment“, so Minister Meyer. „Nicht nur in Europa, sondern auch in Amerika und Asien besteht großes Interesse an dieser Entwicklung.“ Durch dieses Vorhaben sichert ATTO-LAB bestehende und schafft zahlreiche neue Arbeitsplätze.

 

Lübecker Herzinfarkt-Forschung geht voran

Großartige Video-Darstellung zum Stand der Forschung und Entwicklung bei der genomischen Diagnostik bei Herzinfarkt des Instituts für Integrative und Experimentelle Genomik im MFC 1.

„The Institute for Integrative and Experimental Genomics aims to better understand the genetic factors that lead to cardiovascular diseases, eg. atherosclerosis and myocardial infarction – more commonly known as heart attack.

There is an urgent need to progress beyond current state-of-the-art genetics by adding further levels of -omics data and approaches that include markers of regulatory function. By integrating bioinformatical, epidemiological, clinical and experimental data, we propose to elucidate the functional basis of already-known genetic loci, as well as identify novel pathways to further understand the pathomechanisms leading to these life-threatening diseases. To fulfill these overarching goals the Institute hosts an interdisciplinary as well as international research team of 30 scientists, PhD and MD students and technicians.“

 

Die Boston-Lübeck-Connection für bessere Augen-Untersuchungen

Informatiker und Psychologen aus Boston und Lübeck entwickeln eine (noch) kleine Firma im Hochschulstadtteil, die sich auf die Entwicklung neuartiger Augen-Tests spezialisiert hat.

AST-Team

Das Lübecker AST-Team (von links: Manuel Wille, Michael Dorr, Tiberiu Viulet) neben einem Prototypen des Sehtest-Systems

Den vereinbarten Interview-Termin hätte Michael Dorr beinahe verpasst. „In meinem inneren Kalender war noch Boston-Zeit“, lacht der 36-Jährige in Lübeck promovierte Informatiker, der jetzt zwischen Nordamerika und Norddeutschland pendelt. Seine Firma, die Adaptive Sensory Technology (AST) GmbH, hat soeben ihren Sitz in einem der TZL-Campus-Gebäude im Hochschulstadtteil genommen. „Wir haben hier die nötigen Rahmenbedingungen, um mit hoch qualifizierten Mitarbeitern von der Uni weiter zu wachsen und die Firma zu entwickeln“, erläutert Dorr.

An den Algorithmen für seine Produktidee hat er als „Lübecker Post-Doc“ an der Harvard Medical School zusammen mit einem Team aus Informatikern, Psychologen und Neurowissenschaftlern jahrelang gearbeitet. „Immer mehr Menschen sind vom schleichenden Sehverlust zum Beispiel im Alter betroffen.“, meint der Seh-Wissenschaftler. „Je früher eine Veränderung des Sehvermögens erkannt wird, desto besser sind die Behandlungschancen.“

An dieser Stelle setzt das Untersuchungsverfahren von AST an. „Der herkömmliche Buchstaben-Lesetest beim Augenarzt konzentriert sich ausschließlich auf die Erfassung des Schärfe-Sehens des Patienten, wobei auf die Buchstabengröße abgehoben wird“, erklärt Dorr. „Die im Alltags-Sehen so entscheidende Kontrast-Empfindlichkeit des Auges wird nicht untersucht, obwohl es dafür seit 30 Jahren im Prinzip geeignete Tests gibt.“ Diese Verfahren hätten sich in der Praxis nicht durchsetzen können, so Dorr, weil sie zu zeitaufwändig und als einzelne Untersuchung zu wenig aussagekräftig seien. Erst das neue Verfahren sei in der Lage, in Minutenschnelle hoch präzise und aussagekräftige Ergebnisse für die alles entscheidende Kombination aus Größen- (Schärfe-) und Kontrast-Sehen zu liefern. Es arbeitet „adaptiv“, passt sich also an den Augen-Zustand des jeweiligen Probanden softwaregesteuert sehr schnell an und optimiert sich so selbst. Die ungewöhnlich geformten Buchstaben, die der Proband hier zu sehen bekommt, verändern sich nach einem bestimmten System, mit dem neben der Geschwindigkeit auch die Genauigkeit der Messung gegenüber älteren Verfahren deutlich erhöht wird. Die Algorithmen laufen dabei auf einem leistungsfähigen Rechner, während die Bedienung über ein handliches Tablet erfolgt.

AST hat inzwischen Prototypen des Mess-Systems bei Partnern in Forschungseinrichtungen und Krankenhäusern in den USA aufgebaut. In Deutschland finden derzeit Gespräche mit Industriepartnern aus den Bereichen Pharma und Augenheilkunde statt. „Es ist für die industrielle Forschung und Entwicklung, etwa für eigene Studien mit Patienten vor der Zulassung von Medikamenten, hoch interessant, schnell und präzise messen zu können. Zum Beispiel um Nebenwirkungen rechtzeitig und klar erkennen zu können“, erklärt Dorr.

Parallel arbeitet AST an der Optimierung der Bedientauglichkeit des Systems und an der Zulassung nach den gesetzlichen Bestimmungen für den medizinischen Bereich in den USA und in Deutschland. „Dabei werden wir weiterhin allerhand lernen“, meint der Wieder-Lübecker und Neu-Geschäftsmann. Für die eigentliche Business-Entwicklung hat er seinen alten Bekannten aus dem Lübecker Informatik-Studium als Geschäftsführer an Bord geholt: Manuel Wille (39) hat bereits in Lübeck und Kalifornien eine Software-Company zum internationalen Erfolg geführt und engagiert sich jetzt wieder neu im medizintechnischen Feld, das ihm besonders am Herzen liegt. „Mit Technologie die Lebensqualität von Menschen positiv beeinflussen zu können, ist  eine neue und dankbare Erfahrung“, betont Wille.

(rwe)