Archiv für den Monat: Juni 2015

Vier Freunde gehen ins Business

Manchmal klingt eine Gründergeschichte fast wie ein Märchen: Es waren einmal vier junge Männer aus dem hohen Norden, die sich im ersten Semester des Informatikstudiengangs der Lübecker Universität trafen…

Das war 2011 und die Jungs waren Anfang 20. Schnell wurden sie zu Freunden und arbeiteten miteinander in verschiedenen Studienprojekten. Heute, vier Jahre später, haben und sind die vier ihr eigenes kleines Unternehmen: Als „bytron UG“ sind sie im April eingezogen in ihr erstes kleines Büro im Multifunktionsgebäude I auf dem Hochschulcampus.

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Vier Studienfreunde – eine Firma: Fabian Uken, Finn Jacobsen, René Jahn, Kirill Wedenin (v. l.)

Das Märchen soll natürlich eigentlich jetzt erst richtig losgehen, wie man von René Jahn erfahren kann, der für sein erstes öffentliches Interview von seinen Partnern ad hoc zum Unternehmenssprecher befördert wurde. Der 24-Jährige hat sich wie sein gleichaltriger Mitunternehmer Fabian Uken dafür entschieden, nach dem Informatik-Bachelor nun noch seinen Master im noch jungen Lübecker Studiengang „Entrepreneurship in digitalen Technologien“ zu machen. „Jetzt greifen bei uns Theorie und Praxis so richtig ineinander, wenn wir parallel ganz reale Gründungs- und Business-Erfahrungen mit unserem eigenen Unternehmen machen“, so der frischgebackene bytron-Sprecher. „Wir gehen Schritt für Schritt voran, lernen täglich dazu und entwickeln unser eigenes Partner- und Kundennetzwerk, auch mit der Unterstützung der Gründungsberatung im Gründercube auf unserem Campus.“

Das unternehmerische Risiko halten die jungen Männer – neben Jahn und Uken sind noch Kirill Wedenin (25) und Finn Jacobsen (24) im Gründerteam – zunächst für überschaubar. Jahn spricht von einigen Rechnern, Tablets und Smartphones, aber von keinen richtig großen Anschaffungen: „Größere Investitionen folgen später. Wenn du wie bytron Software unter anderem für eigene und fremde Apps entwickelst, brauchst du zunächst vor allem ein breites Know-how und ein gut zusammenarbeitendes Team.“ Die Teambildung, so Jahn, habe sich bei den vier Freunden ja schon während des Studiums vollzogen, sodass jetzt jeder genau wisse, was die anderen wie zum gemeinsamen Erfolg beitragen.

Die gemeinsame Leitidee zielt dabei laut Jahn auf das Thema „Qualität“. Anders als der vielfältige Mitbewerb gerade im Bereich der App-Entwicklung für die Apple- und Android-Plattformen setze man im bytron-Viererteam auf ein strukturiertes Vorgehen: vom Konzept über die Basisentwicklung, die internen Tests und Optimierungen bis hin zu halböffentlichen Betatest und einer nachvollziehbaren Dokumentation. „Wir wollen keine Eintagsfliegen bauen, sondern professionell gepflegte Produkte“, bringt der Sprecher den eigenen Anspruch auf den Punkt. Das gelte für eigene Anwendungen wie eine in der Testphase befindliche Quiz-App ebenso wie für Fremdprodukte, etwa eine spezielle Internet-TV-App, an der die Freunde gerade als Software-Dienstleister für ein größeres Unternehmen arbeiten. „Wir entwickeln uns von unseren Kompetenzen aus weiter. Die liegen insbesondere in der Medieninformatik, also beispielsweise im Gaming-Bereich, und in der Robotik beziehungsweise Automatisierung, also zum Beispiel in der Entwicklung von Schnittschnellen für die Steuerung von Geräten“, erklärt René Jahn mit Blick auf die zukünftige Entwicklung des Unternehmens. Das Märchen hat also eben erst begonnen…

Info: www.bytron.de

(rwe)

Als Lösungsfinder unterwegs im B2B-Vertrieb

Auch und gerade in den erfolgreichen Technik-Branchen des deutschen Mittelstandes kommt es auf einen funktionierenden Vertrieb an. Wenn hier etwas nicht gut läuft, wird intern schnell die Schuldfrage gestellt. Oder aber man engagiert einen Berater für Vertriebsentwicklung, der den Blick eher auf die Gesamtorganisation richtet und auf Schuldzuweisungen verzichtet.

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Alexander Tiffert ist so ein „systemischer“ Berater. Der 36-jährige promovierte Wirtschaftsingenieur reist von seinem Büro im Lübecker Technikzentrum „City“ aus durch die Republik, um mittelgroße B2B-Unternehmen mit mehreren Hundert Mitarbeitern in Sachen Vertriebsentwicklung zu unterstützen. Praktisch heißt das im Wesentlichen: Er begleitet in intensiven Workshops Führungskräfte und Mitarbeiter dabei, eigene Lösungen für ihre Vertriebsprobleme zu entwickeln.

Oberflächlich scheinen die Gründe für schlechte Verkaufszahlen ziemlich klar zu sein. „Im Vertrieb neigt man häufig dazu, die Gründe alleine bei den Mitarbeiter zu sehen“, erklärt Tiffert die kritische Gemengelage. „Aber die eigentlichen Hindernisse auf dem Weg zum Vertriebserfolg sind nur selten die viel geschmähten Minderleister mit den schlechten Zahlen auf dem Zettel, denen man dann das nächste Training in Verkaufstechniken angedeihen lassen kann.“ Richte man den an Modellen der modernen Systemtheorie geschulten Blick auf den Vertrieb als Ganzes und nötigenfalls auch auf Wechselwirkungen mit anderen Abteilungen im Unternehmen, erkenne man zumeist relativ schnell, wie man an Spielregeln, Prozessen und Führungsstrukturen arbeiten müsse, um die beteiligten Menschen in die Lage zu versetzen, ihren Job wirklich gut zu machen.

Dabei kommt es laut Tiffert darauf an, nicht als „Schlauberger-Berater“ von draußen aufzutreten, sondern die Lösungswege drinnen gemeinsam zu finden. „Das lässt sich mit dem Ansatz der Systemtheorie auch gut begründen: Organisationen sind in ihrer Struktur und in ihrer Dynamik nicht von außen durchschaubar, sie reagieren jeweils sehr eigen auf Veränderungsimpulse“, so Tiffert. Eine seiner liebsten Workshop-Methoden ist deshalb auch die sogenannte „Aufstellung“, in der die Mitarbeiter sich ihre Rollen klarmachen und auch lernen, die Perspektiven anderer Rollenträger einzunehmen und anzuerkennen. „Wir lernen zusammen im offenen Tun. In diesem Prozess wächst die Lösungskompetenz des Teams“, fasst der Berater und Coach sein Ziel zusammen.

Seinen auf einem erkenntnistheoretischen Konstruktivismus fußenden Beratungsansatz hat Alexander Tiffert nach einigen Jahren Erfahrung in der klassischen Unternehmensberatung entdeckt und dann Schritt für Schritt entwickelt. „Mit dem ständigen Appell an besseres Handeln des Einzelnen in irgendwelchen Diskussionen über die Unternehmenswerte war ich nicht zufrieden, weil dieses Vorgehen oft zu keiner nachhaltigen Lösung führte“, erzählt der Lösungsfinder im Rückblick. „Der Konstruktivist geht davon aus, dass es die Wahrheit nicht gibt, auch und gerade nicht in organisationspsychologischen Zusammenhängen. Stattdessen konstruieren wir in unseren Lebens- und Organisationszusammenhängen jederzeit neue, nach Möglichkeit funktional wirksame oder erfolgreiche Wirklichkeitsstrukturen. Deshalb stellen wir heute mit unseren Workshops und Coachings im Wesentlichen geeignete Denk- und Reflexionsräume dafür zur Verfügung, die eigenen Lösungen in einem lebendigen Prozess zu entwickeln. Und das funktioniert.“ Damit das so bleibt, pflegt der Praxis-Berater weiterhin den Kontakt zur sich fortentwickelnden systemtheoretischen und organisationspsychologischen Forschung: Tiffert arbeitet begleitend als Lehrbeauftragter für zwei norddeutsche Hochschulen und betreut regelmäßig Bachelor- und Master-Arbeiten. Zudem bringt er von Zeit zu Zeit eigene Arbeiten in Fachbüchern heraus und hält Vorträge.

Info: www.dr-tiffert.de

(rwe)