Archiv für den Monat: Juli 2015

Uni-Forschungsgruppe Huber auf dem Weg zu einer multimodalen Bildgebung

Lübeck gehört zu den deutschlandweit führenden Zentren für biomedizinische Optik. Das Technologie-Blog Lübeck konnte bereits mehrfach über Forschungs- und Gründungsprojekte aus diesem Bereich berichten. An der Universität arbeitet eine neue Forschungsgruppe an der Weiterentwicklung der „OCT“-Bildgebung mit dem langfristigen Ziel, zu einer „multimodalen“ Technologie zu kommen.

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Einige Mitglieder der Arbeitsgruppe Huber vor einem FDML-OCT-Aufbau im Labor (v.l.: Simon Hagen, 23, Matthias Eibl, 29, Robert Huber, 42, Tom Pfeiffer, 32)

Robert Huber ist seit 2013 Professor am Institut für Biomedizinische Optik der Uni und arbeitet eng mit dem Medizinischen Laserzentrum Lübeck zusammen. Der heute 42-jährige Physiker hat in den vergangenen zehn Jahren die optische Kohärenztomografie (OCT, gern auch als „Ultraschall mit Licht“ bezeichnet) als Bildgebungsverfahren in der Medizin mit der Erfindung und Fortentwicklung einer besonderen Laser-Technologie deutlich schneller und aussagekräftiger gemacht. Sein „Fourier-Domain-Mode-Locked Laser“ (FDML) sendet Licht aus, das bis zu fünf Millionen mal pro Sekunde seine Farbe (Wellenlänge) über einen weiten Bereich verändert. Dabei nutzt er die aus der Telekommunikation bekannte Glasfaser-Technologie, um das Licht auf einer Glasfaserspule „zwischenzuspeichern“, sodass es jederzeit abgerufen werden kann. Mit dem FDML-Laser kann die Gruppe Huber nun OCT-Geräte bauen, die eine 100-mal höhere Aufnahmegeschwindigkeit erlauben als derzeitige kommerzielle Systeme in der Klinik. Am Rechner können dann mit der vom Huber-Team entwickelten Software vollständige 3D-Rekonstruktionen des gescannten Gewebes dargestellt werden. Beispielsweise in der Ophthalmologie kann so der untersuchende Augenarzt mit dieser Technologie die gesamte Netzhaut des Patienten über einen Winkel von mehr als 100 Grad auch in der Tiefe und nicht nur an der Oberfläche sehen und beurteilen. Zwei von Hubers Doktoranden haben zur Kommerzialisierung des FDML-Lasers bereits ein Unternehmen gegründet, die Optores GmbH.

Gegenwärtig arbeitet die Forscher-Gruppe Huber in ihren Laborräumen im Multifunktionscenter auf dem Campus auch daran, die intravaskuläre OCT voranzubringen. Mittels der extrem dünnen Glasfasern können neuartige OCT-Endoskope für die Katheteruntersuchung am Herzen eingesetzt werden. Auch hier ist dann eine vollständige 3D-Rekonstruktion der Ader oder des Gefäßes möglich. „Dabei können bei entsprechender Katheterbauweise mit neuesten Mini-Elektromotoren Abtastgeschwindigkeiten erreicht werden, die auch die unerwünschten Bild-Artefakte etwa durch das Schlagen des Herzens verhindern“, erklärt der Forscher, der für die Entwicklung der Endoskope mit dem Erasmus Medical Centre Rotterdam in den Niederlanden zusammenarbeitet.

Die Lübecker Arbeitsgruppe Hubers mit drei Doktoranden hat sich für die kommenden Forschungsjahre vor allem zwei Ziele gesetzt: Erstens soll die funktionierende FDML-Laser-Technologie mit ihren im Ergebnis vollständigen 3D-Rekonstruktionen hard-und softwaretechnisch so weiter verbessert werden, dass auch Echtzeit- oder „Live“-Anwendungen und eben nicht nur nachträgliche Auswertungen am Rechner möglich werden. Dazu werden hochleistungsfähige Grafik-Chips aus dem Gaming-Bereich eingesetzt und als Miniaturausführung eines Supercomputers verwendet. Zweitens will Huber langfristig über die „nur“ Strukturen abbildende OCT hinaus zu einer Bildgebung kommen, die auch molekulare Kontraste darstellen kann. „Für die Diagnostik ist es immer wünschenswert, so viel Information wie möglich zu gewinnen. Mit unserer Hochgeschwindigkeits-Lasertechnologie können wir im Prinzip bereits jetzt neben dem Struktur-Bild der OCT gleichzeitig auch die molekulare Zusammensetzung des abgebildeten Gewebes darstellen. Dies erfolgt ebenfalls mit unseren FDML-Lasern durch die sogenannte Raman-Mikroskopie. Im zukünftigen klinischen Einsatz wäre so eine multimodale Bildgebung am Patienten möglich, da hier die Zellen weder präpariert noch gefärbt werden müssen“, so Huber. Bis zum Einsatz in der Praxis seien aber noch einige Schritte zu gehen, wobei zukünftige Ausgründungsaktivitäten nicht ausgeschlossen seien.

Info: https://www.bmo.uni-luebeck.de/index.php?id=479&no_cache=1

(rwe)

Softwareentwicklung für „Industrie-4.0“-Anwendungen

Erst ein gutes halbes Jahr sind die beiden Junggründer von „NEXTLABEL“ im Technikzentrum Lübeck am Markt, aber schon gut ausgelastet. Denn ihre Expertise in Sachen Webtechnologien für Anwendungen im Kontext der Vernetzung von industriellen Produktionsprozessen ist gefragt.

Als „Industrie 4.0“ geistert das Phänomen durch Fach- und Publikumsmedien: die sich gegenwärtig in der weltweiten Industrie-Welt abspielende oder zumindest abzeichnende vierte technologische Revolution. Die vorangegangenen drei heißen: Mechanisierung, Massenfertigung und Digitalisierung. Ein entscheidender Aspekt der aktuellen Entwicklung ist das „intelligente“ Zusammenwachsen technologischer Hard- und Softwarekomponenten durch neue Vernetzungsstrategien.

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An diesem Trend partizipieren Hannes Köhler (27, links im Bild) und Hagen Schulze (24) von NEXTLABEL. Was auf den ersten Blick aussieht wie eine weitere Internetagentur aus Lübeck, entpuppt sich bei näherem Hinsehen als ein auf bestimmte innovative Web-Technologien spezialisiertes Unternehmen mit Zukunfts- und Wachstumsorientierung. Hagen Schulze erklärt es am Kundenbeispiel: „Gegenwärtig entwickeln und implementieren wir für ein weltweit tätiges B2B-Elektronik-Unternehmen eine webbasierte Anwendung zur dezentralisierten Maschinensteuerung.“ In der Praxis könne dann beispielsweise ein Teilsystem oder auch eine ganze Produktionsanlage mit allen Teilprozessen und Mitarbeiteraktivitäten vom Tablet-Computer eines verantwortlichen Betriebsingenieurs aus kontrolliert, gesteuert und jederzeit optimiert werden. Durch die geschickte Aufbereitung der Daten könnten klare Geschwindigkeits- und Effizienzvorteile in der Produktion erreicht werden.

Natürlich muss man auf solche Entwicklungsarbeit mit technologisch hoch komplexen Kundenanforderungen fachlich vorbereitet sein, erzählen die jungen Unternehmensgründer. Beide haben in Lübeck Informatik studiert und einige Zeit gemeinsam in einer Web- und Softwareagentur gearbeitet. „Aber bei der schnellen Entwicklung in der Web- und Industrie-Welt kommt es vor allem auf die persönliche Dauer-Lernbereitschaft in und mit der Praxis an“, formuliert Hannes Köhler den für ihn entscheidenden Erfolgsfaktor. Mit seinem technologischen Web-Know-how ergänzt das NEXTLABEL-Team im konkreten Projekt das auf Kundenseite normalerweise vorhandene IT- und Prozess-Know-how. „Das ergibt eine erfreulich konstruktive Zusammenarbeit auf fachlicher Augenhöhe“, erzählt Schulze. Neben der rein technischen Seite gehe es dabei vor allem auch um den „Usability-Blick“, den NEXTLABEL mitbringe. Denn die Anwendungen müssen für die Nutzer einfach und effektiv zu bedienen sein, um die angestrebten Prozessoptimierungen tatsächlich erreichen zu können.

Neben diesen speziellen High-end-Dienstleistungen bietet NEXTLABEL auch die Leistungen einer „klassischen“ Internetagentur an. „Wir gehören halt zur Web-Generation“, sagt Hannes Köhler, „das Webseiten-Bauen macht uns einfach Spaß, und mit unserem Entwicklungs-Know-how können wir originelle und individuelle Erweiterungen zu den Modulen von Content-Management- und Shop-Systemen aufsetzen.“ Auch in diesem Bereich sehen die beiden Gründer Wachstumschancen.

Info: www.NEXTLABEL.de

(rwe)

Thinking outside the box: Kommunikation als Aufgabe für B2B-Gründer

Wer innovative technologische Produkte entwickelt, spricht oft seine eigene Sprache. Meistens ist die geeignet für die Verständigung mit anderen Experten aus der Branche. Es gibt aber Situationen, in denen sich auch der Spezialist auf Kommunikationspartner aus anderen Bereichen des Business-Lebens einstellen muss, insbesondere wenn er ein Unternehmen gründet, aufbaut und bekannt machen will. Dann gilt es zum Beispiel auf Informationsmultiplikatoren in der fachlichen oder auch der breiteren Öffentlichkeit, etwa Journalisten, zuzugehen. Das KommunikationsKontor Lübeck (KKL) ist langjähriger TZL-Partner und unterstützt B2B-Unternehmen beim Umgang mit dieser weit gefächerten Kommunikationsaufgabe.

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Ronald Wellach ist Inhaber dieser Lübecker Freiberufler-Agentur für Business-Kommunikation. Sein Text- und Kommunikationsprozess-Know-how stellt er gelegentlich auch in öffentlichen Veranstaltungen zur Verfügung. So führte er dieser Tage für den „Gründercube“ auf dem Campus einen „Blitzlicht“-Workshop für junge B2B-Unternehmer und Studierende mit Gründungsinteresse durch, Titel: „Thinking outside the box“. Das wichtigste Element erfolgreicher Zweckkommunikation sei es nämlich stets, aus der eigenen „Box“ auch einmal herauszukommen und die Perspektive des Partners einzunehmen, erläutert Wellach die zentrale Botschaft seines Kurzseminars für Anfänger in Sachen Unternehmenskommunikation. Das gelte im persönlichen Gespräch ebenso wie in der medialen Kommunikation. Immer gehe es darum, im Interesse der eigenen Idee und des eigenen Unternehmens einen oder mehrere Kommunikationspartner zu informieren und zu überzeugen. „Das kann man nur, wenn man bereit ist, aus dem dauernden inneren Selbstgespräch im Kopf und dem Dauerfachgespräch in der eigenen Firma einmal hinauszutreten und die konkreten Bedürfnisse und Interessen der Markt- und Kommunikationspartner wahrzunehmen und etwa auch die eigene Sprache auf die jeweiligen Gegenüber einzustellen. Und das kann man lernen“, betont der 50-jährige Kommunikationsberater.

Im Mini-Workshop bekamen die jungen Teilnehmer für ihren eigenen Lernprozess einen ersten Einblick in einige Regeln und Kreativtechniken, mit denen sie sich auf den Weg zu einer professionell geplanten Unternehmenskommunikation machen können. Zu solchen Werkzeugen gehört neben einer kleinen „Diskursmengenlehre“ unter anderem auch eine von Wellach so genannte „Sonne der Unternehmenskommunikation“, die dann über dem jungen Unternehmen „aufgeht“, wenn mit den wesentlichen Partnergruppen regelmäßig und zielführend kommuniziert wird. Den verbreiteten Ausdruck „Zielgruppe“ vermeidet der erfahrene Berater dabei bewusst, denn das – so sagt er – klinge, als wolle man den Gesprächspartner gewissermaßen als Zielscheibe benutzen und auf ihn schießen, was kommunikativ nicht funktioniere: „Es geht in der anspruchsvollen Technologie-Kommunikation um Überzeugung von Partnern auf Augenhöhe.“ Ein wirksames Praxis-Hilfsmittel aus der PR-Texter-Trickkiste stellte Wellach zum Abschluss des Kurzseminars vor: das im KKL entwickelte „WWW-Formular“ zur Entwicklung und Vertextung von Unternehmens- und Produktnachrichten insbesondere in Pressemitteilungen. „WWW“ steht hier nicht für „World Wide Web“, sondern für die Anforderung an den Material sammelnden Unternehmenskommunikator vonseiten seiner Multiplikatoren und Leser: „Wir wollen wissen.“

Info: www.kommunikationskontor-luebeck.de

(TZL)