Archiv für den Monat: April 2015

Die Webshop-Dienstleister

Die Lübecker Internetagentur „jamp“ hat sich auf innovative Dienstleistungen rund um das Thema Webshop spezialisiert.

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Frank Jürß (45) mit Mitarbeiter Mirko Witzmann (28, vorn) im Planungsgespräch

Natürlich weiß Frank Jürß, dass man das englische Wort für „Sprung“ eigentlich mit „u“ schreibt. „Aber dann wäre das ja kein unterscheidender Name“, erklärt der Inhaber der Internetagentur „jamp“ das Zustandekommen des Firmennamens. Der heute 45-jährige Diplom-Informatiker hat sein Freiberufler-Unternehmen im Anschluss an sein Studium an der Lübecker Uni und nach vier Jahren Erfahrung als angestellter Software-Entwickler in einem Start-Up im Technikzentrum Lübeck  (TZL) gegründet.

Einige hundert Website- und Webshop-Projekte hat die Agentur in den letzten Jahren für kleine und große Kundenunternehmen aus dem Mittelstand realisiert. „Am Anfang habe ich alles selbst gemacht“, erzählt Jürß im Gespräch, „aber schon bald bekam ich Unterstützung von freien und angestellten Mitarbeitern in den Bereichen Design, Programmierung und nicht zuletzt Vertrieb.“ Heute beschäftigt der Unternehmer Jürß vier feste und eine wechselnde Anzahl von freien Mitarbeitern am Firmensitz im TZL. Und ein Auszubildender oder eine Auszubildende ist auch immer dabei. „Zum Glück finden wir immer engagierten Nachwuchs mit oder ohne Hochschulbildung. Bei uns können die jungen Leute sich im kleinen Team gut entfalten“, so der Agenturchef, der über die Jahre ein weit gespanntes regionales Netzwerk aufgebaut hat und dabei stets gute Kontakte zu Firmenpartnern und Fachkräften auf dem Lübecker Hochschulcampus pflegt.

In den letzten Jahren hat die Agentur sich zum Spezialisten für das Thema Webshop entwickelt. „Wir arbeiten mit ‚Shopware‘, einem in Deutschland entwickelten modularen und sicheren Online-Shop-System, das wir präzise auf die jeweiligen Kundenanforderungen zuschneiden“, erläutert Jürß. Dank der Entwicklungs- und Programmier-Expertise im Hause „jamp“ sei es auch möglich, relativ komplexe Schnittstellen zum Beispiel zur kundeneigenen Warenwirtschaftssoftware zu bauen. Darüber hinaus bekomme der Kunde ein maßgeschneidertes Hosting-Konzept und auf Wunsch eine umfassende Beratung in Sachen Suchmaschinen-Optimierung und Online-Werbung. „Wir sorgen für beste Server-Performanz und planen gemeinsam mit dem Kunden ganze Online-Anzeigenkampagnen. Auf diese Weise bekommt der Kunde alles komplett aus einer Hand, was er für einen erfolgreichen Online-Handel mit seinen Produkten braucht“, fasst Jürß sein Dienstleistungskonzept zusammen.

Info: www.jamp.de

(rwe)

Chronische Wunden heilen mit neuen Biotechnologien

In Deutschland leben aktuell rund vier Millionen Menschen mit chronischen oder schlecht heilenden Wunden. Neue Biotechnologien können den Betroffenen helfen. Ein innovatives Unternehmen aus Lübeck hat in diesem Bereich einen technologischen Durchbruch erzielt.

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Dr. Kathrin Adlkofer (48) mit Mitarbeiterin Jana Kirchhof bei der Arbeit im CellTec-Labor

Noch ist der neue Raum der Bioenergy CellTec GmbH im Multifunktionscenter 1 auf dem Hochschulcampus fast leer. In wenigen Wochen aber wird hier die Fertigung eines speziellen Hautersatz-Vlieses starten, mit dem nicht heilende Wunden besser behandelt werden können, als das bisher möglich war. „Unsere patentierte Polymer-Matrix ist eine Art abbaubare Wundauflage, auf der zugleich die patienteneigenen Zellen gut wachsen. So wird die Wunde nach und nach geschlossen“, erläutert Geschäftsführerin Kathrin Adlkofer.

Technologisch beruht der Erfolg von Bioenergy CellTec auf Fortschritten in zwei Forschungsdisziplinen. Im ersten Bereich haben die Biotechnologen mit ihren Entwicklungspartnern in Berlin ein Beschichtungsverfahren für so genannte „Resomere“, das sind bioverträgliche Kunststoffe, gefunden. Die Beschichtung verhindert, dass die künstlichen Polymere die menschlichen Zellen physikalisch abstoßen. Stattdessen entwickeln sich auf diesen Polymeren die biologischen Zellen jetzt besonders gut, das heißt: Sie wachsen und vermehren sich. Das können sie, weil es sich um einen besonderen Zelltyp handelt, so genannte „multipotente Stammzellen“.

In diesem Bereich kooperiert CellTec mit der Lübecker Fraunhofer Einrichtung für Marine Biotechnologie. Hier wurde es technisch möglich gemacht, aus entnommenen Hautzellen eines Patienten solche Stammzellen zu züchten, aus denen verschiedene Zelltypen differenziert werden können (daher der Name „multipotent“). Diese Stammzellen haben unter anderem auch die Fähigkeit, sich auf der speziellen CellTec-Hautersatz-Polymermatrix zu vermehren und so den regenerativen Heilungsprozess zu fördern oder zu beschleunigen.

Das junge Unternehmen, gegründet 2012, wird seit 2014 im Rahmen des Zukunftsprogramms Wirtschaft des Landes Schleswig-Holstein gefördert. „Wir sind mit unserem jungen Team im Aufbruch und werden dabei von einem fachkundigen Investor unterstützt“, verrät die Chefin, die es als frühere Profi-Seglerin gewohnt ist, den Kurs zu halten. „Die Produktentwicklung geht weiter, neben dem Vlies- bieten wir auch ein Gel-Produkt. Die Vermarktung läuft jetzt verstärkt an. Bis 2020 wollen wir auf vielleicht 15 Arbeitsplätze aufstocken“, so Adlkofer.

Info: www.bioenergy-celltec.de

(rwe)

Elektrische Hirnstimulation als Appetitzügler

Eine Forschungsstudie aus Lübeck zeigt: Nach einer niedrig dosierten elektrischen Stimulation bestimmter Gehirnbereiche haben die Probanden weniger Appetit und reduzieren unbewusst den Verzehr. Entwickelt sich hier eine neue Behandlungsperspektive für Übergewichtige?

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Prof. Kerstin Oltmanns und Prof. Thomas Martinetz mit einem mobilen Hirnstimulator

In der modernen Überflussgesellschaft ist Übergewicht längst ein Dauerthema. In diesem Kontext klingt es fast zu schön, um wahr zu sein, was eine international beachtete psychoneurobiologische Studie der Lübecker Universität jetzt gezeigt hat: Wenn man den sogenannten dorsolateralen präfrontalen Kortex in der Großhirnrinde über eine Woche regelmäßig mit niedrigen Stromstärken stimuliert, sinkt bei den Probanden die Kalorienaufnahme um 14 Prozent und sie entwickeln weniger Appetit. „Hier deutet sich eine interessante Perspektive insbesondere für Übergewichtige und Adipositas-Betroffene an“, resümiert Professor Kerstin Oltmanns, die Studienleiterin. „Möglicherweise kann man in einigen Jahren ohne Diät- und Sportprogramm nur mit solchen Strombehandlungen etwas gegen das Übergewicht tun.“ Außerdem weisen laut Oltmanns die bisherigen Daten darauf hin, dass mit der Stimulationstechnik auch der Zuckerspiegel, der Blutdruck und die allgemeine Stimmung verbessert werden können. „Wir setzen grundsätzlich an der Schaltzentrale Gehirn an und nicht an den peripheren Organen, um Behandlungswege bei Krankheiten wie Adipositas, Altersdiabetes oder Bluthochdruck zu finden“, erklärt die Psychoneurobiologin ihre Herangehensweise.

Noch bewegen sich Oltmanns und ihr Team auf dem Feld der reinen Grundlagenforschung. Ihre Erkenntnisse basieren auf einer Studie mit 14 gesunden und nicht übergewichtigen Männern, die alle jeweils nach Stimulation und Scheinstimulation getestet wurden. In einer breiteren Folgestudie will das Forscherteam jetzt herausfinden, ob es mit der Strombehandlung auch bei Übergewichtigen tatsächlich zu einer Gewichtsabnahme kommt. „Für die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderte Folgestudie veranschlagen wir rund ein Jahr“, erzählt Oltmanns.

Dabei werden die jeweils individuellen Voraussetzungen der übergewichtigen Probanden berücksichtigt, etwa Größe, Gewicht und Blutzuckerspiegel. „Es geht darum, eine individuell möglichst effiziente Stimulationstechnik zu finden“, erklärt Professor Thomas Martinetz. Der Direktor des Instituts für Neuro- und Bioinformatik entwickelt in diesem Projekt die geeigneten Algorithmen und Protokolle für den individualisierten Behandlungsablauf.

Gemeinsam haben die Forscher mit diesem Projektansatz bereits den Sonderpreis „BioMed“ beim Ideenwettbewerb 2014 der Wirtschaftsförderung und Technologietransfer Schleswig-Holstein GmbH gewonnen. Und über eine gemeinsame Unternehmensgründung denken sie auch schon nach: „Wenn die Studienergebnisse unseren positiven Erwartungen entsprechen, wollen wir versuchen, mit geeigneter Software ausgestattete Stimulationsgeräte für den Einsatz in der Arztpraxis oder zu Hause zu entwickeln und mit Industriepartnern auf den Markt zu bringen“, blickt Thomas Martinetz voraus.

 

(rwe)