Archiv für den Monat: Februar 2015

Der Mann für die Sicherheit am Arbeitsplatz

In unserem Technologie-Blog war schon des Öfteren von Qualitäts- und Sicherheitsanforderungen an Produkte und Prozesse die Rede. Aber es gibt noch eine andere wesentliche Seite des Themas: die Sicherheit für die Menschen an ihren Arbeitsplätzen. Ein junger Gründer im Multifunktionsgebäude 1 auf dem Hochschulcampus kümmert sich als Sicherheitsingenieur für Unternehmen um diesen Bereich.

 Gode

Was macht eigentlich so ein Sicherheitsingenieur? Sebastian Gode lächelt, er kennt diese Frage von Menschen, die sich einen Ingenieur immer als gehobenen „Bastler“ oder High-Tech-Produktentwickler vorstellen. Er hat eine kurze Formel als Antwort parat: Der ausgebildete Sicherheitsingenieur berät Unternehmen als externe Fachkraft für Arbeitssicherheit in Sachen Arbeitsschutz, das heißt: Er analysiert auf der Basis von gesetzlichen und berufsgenossenschaftlichen Vorschriften den Sicherheitsstand bei seinen Kunden und verbessert ihn bedarfs- und normgerecht.

Der 32-Jährige ist Absolvent der Lübecker Fachhochschule im Fach Medizintechnik. Zum Sicherheitsingenieur hat er sich während des Studiums und danach in diversen Fachkursen insbesondere der Berufsgenossenschaften weitergebildet. „Mein Ziel war es immer, mich selbstständig zu machen und dabei die Bereiche Mensch und Technik zu verbinden, was im betrieblichen Arbeitsschutz und Gesundheitsmanagement gut funktioniert“, erklärt der freundliche junge Mann seine Motivation. „An der Fachhochschule bekam ich zum Glück schon während des Studiums konkrete, hilfreiche Anregungen zum Thema Unternehmensgründung.“

Mit seiner besonderen Kompetenz im Bereich Medizintechnik arbeitet er heute vor allem für kleinere und mittlere Unternehmen der Gesundheitsbranche, darunter eine Reihe von Arztpraxen und Pflegeeinrichtungen, aber auch für einige Handwerksbetriebe. „Vor dem Studium habe ich ein Handwerk gelernt, sodass ich die Aufgaben im Bereich Arbeitsschutz hier aus eigener Anschauung kenne“, erzählt Gode. Zudem bietet der Ingenieur seinen Kunden eine umfassende Sicherheitsberatung für den Betrieb von Medizinprodukten und insbesondere von medizinischen elektrischen Systemen vor Ort. „Oft stellt die Mehrfachsteckdose aus dem Baumarkt bei einem System von mehreren Medizingeräten in einer Gesundheitseinrichtung ein nicht akzeptables Risiko dar“, so Gode.

Das Ingenieurbüro Gode arbeitet jetzt seit gut einem Jahr im MFC. „Hier habe ich gute Netzwerk-Kontakte gefunden“, freut sich Sebastian Gode. Der Gründer strebt in absehbarer Zeit den Aufbau eines kleinen Teams an. „Mit meiner aktiven Akquise habe ich gute Erfolge erzielt, vielleicht kann ich mich bald noch mehr als bisher auf mein spezielles Anliegen konzentrieren: die Integration von Arbeitsschutzmanagement in bestehende Managementsysteme beim Kunden“, blickt der engagierte Sicherheitsfachmann in die nicht so ferne Zukunft.

Info: http://ibgode.de

(rwe)

Die Protein-Vermesser

Aus einem biochemischen Forschungsprojekt an der Lübecker Universität entwickelte sich in wenigen Jahren ein kleines, feines High-Tech-Unternehmen: Die Protein-Mess- und Kontroll-Geräte der Firma Xtal Concepts stehen heute in Forschungslaboren weltweit. Und ein Xtal-Produkt fliegt 2016 sogar in den Weltraum.

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Das Xtal-Führungsteam: Annette Eckard, Arne Meyer, Karsten Dierks (v. l.) vor dem Prototypen des Erfolgsgerätes im Lübecker Labor

Proteine sind für Biochemiker ein wesentliches Forschungsfeld. Diese wenige Nanometer kleinen Makromoleküle aus Aminosäuren stellen grundlegende Bausteine des Lebens dar. Wenn man Ihren Aufbau und ihr Verhalten verstehen und kontrolliert verändern kann, ermöglicht das zum Beispiel im Falle von Krankheitserregern die Entwicklung neuer Behandlungs- oder Impf-Wirkstoffe. Um die Kleinstteilchen beobachten zu können, lässt man sie unter Hinzufügung bestimmter Substanzen kristallieren und wachsen. Das junge Unternehmen Xtal hat Geräte für dieses Beobachten, Vermessen und Beeinflussen auf Nanoebene entwickelt und gebaut. Die „Controller“ genannten Geräte arbeiten mit höchst anspruchsvollen Lichtstreuungs-, Wiege- und Softwaretechnologien. „Der Prototyp entstand hier 2011 am Lübecker Uni-Institut für Biochemie bei Professor Hilgenfeld“, berichtet Karsten Dierks. Der Physiker war genau wie der Biochemiker Arne Meyer von Anfang an dabei.

Auf der Basis dieser funktionierenden Technologie wagte das kleine Team den Sprung in die Unternehmensgründung. „Wir hatten das Glück, das Produkt mit der Unterstützung durch Fördermittel von Land und Bund zur Marktreife entwickeln zu können“, erzählt Dierks. Im Rahmen der „EXIST“-Förderung des Bundeswirtschaftsministeriums gelang dann der Markteintritt des jungen Unternehmens mit internationalen Kontakten. „Vor allem fanden wir dann ziemlich schnell erste Investoren“, ergänzt Annette Eckhardt, die im Geschäftsführungsteam für den kaufmännischen Bereich zuständig ist. So konnten neue Mitarbeiter eingestellt und weitere Produkte entwickelt und auf den Markt gebracht werden.

Das kleine Unternehmen machte sich mit eigenen Forschungsbeiträgen und technischen Sonderlösungen für Forschungseinrichtungen schnell international einen Namen. „Unseren Businessplan haben wir damit schon überholt“, freut sich Annette Eckhardt. „Die schwarze Null war eigentlich erst für nächstes Jahr geplant.“ Jetzt gehe es darum, die funktionierende Technologie auf andere Anwendungsbereiche zu übertragen und so als Unternehmen zu wachsen. „Zum Beispiel werden in der Farben- und in der Kosmetik-Industrie immer mehr Nano-Teilchen verwendet. Um die kontrolliert einsetzen zu können, braucht man unsere High-End-Mess- und Kontroll-Technik“, so Eckhardt. Aktuell arbeitet das Xtal-Team aber noch an einem ganz anderen Highlight der bisherigen Unternehmensgeschichte: Im Jahr 2016 soll ein Xtal-Controller mit zur internationalen Raumstation (ISS) fliegen, um das Verhalten von Proteinen in der Schwerelosigkeit zu beobachten.

Info: www.xtal-concepts.de

(rwe)