Archiv für den Monat: November 2014

Das Kunden-Abhol-Prinzip im Online-Versandhandel

Manchmal wird aus einem kleinen Jugend-Erlebnis ein großes, funktionierendes Geschäftsmodell mit modernsten technischen Mitteln. So war es bei Danny Brandenburg, der sich mit seiner Carmedio-Handels-GmbH drei Jahre nach der Gründung der Millionen-Umsatz-Grenze nähert.

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Sein Thema war schon immer die Musik im Auto. „Als ich in meinen ersten alten BMW ein besseres Radio samt Lautsprechern einbauen wollte, hatte der Verkäufer im Technikmarkt Schwierigkeiten, mir den richtigen Einbausatz mit zu verkaufen. Das war für mich ein Schlüsselerlebnis“, erzählt der heute 35-jährige Brandenburg (links im Bild). Während seines Studiums des Wirtschaftsingenieurwesens an der Lübecker Fachhochschule Mitte der Nuller-Jahre nahm er diesen frühen Impuls wieder auf und beschäftigte sich vertieft mit den inzwischen allgegenwärtigen Möglichkeiten des Online-Versandhandels. Nach einigen Testerfahrungen mit einer überschaubaren Produkt- und Kundenzahl entschied Brandenburg sich dann 2011, gemeinsam mit seinem Schwager Holger Brandenburg (41, im Bild rechts) einen hochprofessionellen Online-Shop für breite Kundengruppen unter der eingetragenen Marke „Carmedio“ zu gründen. Hier bekommt der Car-Hifi-Nutzer alles, was er braucht, um sein Auto mit Audiokomponenten auszustatten, insbesondere passgenau zusammengestellte Einbausätze für Lautsprecher und Autoradios, was auch für den Neuwagenkäufer regelmäßig günstiger ist als die Bestellung teurer Gesamtsysteme ab Werk. Und das Geschäftsmodell funktionierte schon im zweiten Jahr besser als vorausgesehen. „Heute haben wir mehr als 2500 Bestellungen im Monat und sind zuversichtlich, im nächsten Jahr die Millionen-Grenze beim Jahresumsatz zu überschreiten“, berichtet der Inhaber.

Sein Erfolgsrezept sei im Prinzip ganz einfach, sagt Danny Brandenburg: „Sich Mühe geben, den Kunden dort abzuholen, wo er steht, in unserem Fall also bei seinem Auto. Auf die Vertrauen schaffende Produktpräsentation kommt online alles an.“ Carmedio verkaufe nicht einfach produktorientiert billige Plastikrahmen mit technischen Namen und Katalog-Seriennummern wie die großen internationalen Shop-Maschinen, sondern passende Lösungen für Kundenwünsche, eingekauft bei deutschen Qualitätslieferanten und bei Bedarf mit individuellem Service per E-Mail oder am Telefon. Dazu sei eine Menge Detailarbeit im eigenen Shop-System zu leisten: Jedes Produkt werde für Suchmaschinen und Handelsplattformen exakt so beschrieben und mit Schlüsselwörtern versehen, dass der suchende Interessent sein konkretes Lösungsprodukt im Carmedio-Shop findet. „Der Kunde weiß ja beispielsweise nur, dass er ein passendes Audio-Einbauset für sein Auto-Modell sucht, hier holen wir ihn textlich und technisch sozusagen mundgerecht ab. Unser Kunden-Abhol-Prinzip funktioniert mit der Zeit immer besser“, freut sich Brandenburg, der dabei selbst das verwendete Open-Source-Shopsystem für seine konkreten Zwecke ständig weiterentwickelt. Wesentlich für den Unternehmenserfolg sind für den Geschäftsführer zudem die inzwischen vier Mitarbeiter, die engagiert an diesen Details feilen und den eigenen Lagerbestand pflegen.

Dieses Geschäftsmodell wollen die beiden Brandenburgs auf weitere Produktgruppen übertragen und so auch in den kommenden Jahren im deutlich zweistelligen Prozentbereich wachsen. „Lautsprecher und Adapter werden immer gebraucht, da erweitern wir unser Angebot gerade auf weitere Automarken“, erzählt Holger Brandenburg bei einer Lager-Besichtigung. „Danach kommen Einbausätze für Smartphones dran – und dann kümmern wir uns um anderes Auto-Interieur“, erläutert Danny Brandenburg. Aktuell werde in dieser Wachstumsphase auch eine Erweiterung an Büro- und Lagerraum nötig. „Wir bleiben wahrscheinlich hier im Technikzentrum Seelandstraße, wo wir seit der Gründung gut betreut werden“, so der Geschäftsführer.

Info: www.carmedio.de

(rwe)

Medizintechnik normgerecht entwickeln

„Medulus“ – klingt irgendwie nach Zauberei, dieser Produktname. Und hat doch mit den eher unpoetischen Normen der medizintechnischen Welt zu tun. Hinter dem klangvollen Wort verbirgt sich ein innovatives Dokumentationssystem des Lübecker Unternehmens „Qualitätsplan“.

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Thomas Michael Bohnen hat den Doku-Zauberkasten für Medizinprodukte, medizinische Anwendungssysteme und medizintechnische Einzelkomponenten entwickelt und zum Geschäftskonzept seiner Firma gemacht. Seit knapp zehn Jahren kümmert er sich als externer Ingenieurdienstleister für Hersteller von medizintechnischen Produkten darum, dass deren Produkte normgerecht dokumentiert werden. „Wir produzieren aber nicht nur die nötigen Dokumente zu fertigen Produkten, die dem Hersteller die europäische Zulassung mit der bekannten CE-Kennzeichnung ermöglichen. Vielmehr bringen wir unser spezielles Know-how in Sachen Qualitäts- und Risikomanagement möglichst bereits in den Prozess der Produktentwicklung ein“, erklärt der 44-jährige Maschinenbau-Ingenieur sein Erfolgsrezept. Dieser integrierende Ansatz erspare dem Hersteller risikobehaftete Umwege in der Entwicklungsarbeit und werde in den letzten Jahren von immer mehr Unternehmen der Branche gewählt.

Seit 2011 betreibt der Qualitätsexperte Bohnen zudem ein kleines eigenes Prüflabor im Multifunktionscenter auf dem Hochschulcampus. Hier können insbesondere einzelne Komponenten wie Pumpen, Platinen, Displays und viele andere auf Leistungsfähigkeit und Sicherheit nach CE-Kriterien getestet werden, bevor sie in einem Gerät verbaut werden. „Für den Komponentenhersteller ergibt sich aus dieser nachgewiesenen Komponenten-Qualifizierungs-Prüfung nach von uns entwickelten Testverfahren die Möglichkeit, sein Einzelteil bei den großen Produkt- und Systemherstellern besser zu verkaufen“, erläutert Bohnen.

Das Unternehmen Qualitätsplan arbeitet mit seinen gegenwärtig fünf Mitarbeitern für große und kleine Hersteller aus der ganzen Bundesrepublik, darunter auch eine Reihe von Lübecker Kunden und einige Nachbar-Firmen vom Hochschulcampus. „Die Kontakte hier zu Start-ups, zu Entwicklungspartnern und zu Nachwuchsleuten von Universität und Fachhochschule bringen uns voran“, erzählt der Inhaber. „Deshalb bleiben wir auch in diesem Umfeld, wenn wir uns im nächsten Jahr räumlich und personell vergrößern.“ Die Kunden-Nachfrage nach den Dienstleistungen seiner Firma wachse nämlich weiterhin, so Bohnen, weil die normativen Anforderungen an medizinische Produkte nach diversen medienwirksamen Skandalen zukünftig eher noch strenger und umfassender werden dürften.

Info: www.qualitaetsplan.net

(rwe)