Archiv für den Monat: Oktober 2014

Der frühe Vogel fängt das Netzwerk

Wer erinnert sich noch an die sprunghafte Entwicklung des Internets und die später so genannte „Dotcom-Spekulationsblase“ an den Aktienmärkten Ende der 90er Jahre des vergangenen Jahrhunderts? Hartwig Aberger ist jemand, der mit dem Platzen der Blase nicht untergegangen ist, sondern seine Lübecker Internet-Agentur „vicon“ auf eine solide und zugleich innovative Art zum Erfolg geführt hat.

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Vicon-Inhaber Hartwig Aberger und Mitarbeiterin Saskia Barre bei der Diskussion über ein Kundenprojekt

Verlässlichkeit und Nachhaltigkeit sind dem heute 45-jährigen Ingenieur wichtig, damals wie heute, nach über 15 Jahren im sich schnell verändernden Internet-Geschäft. „Ich war 1998 recht früh dran, habe aber trotzdem nicht um Risikokapital gebuhlt, sondern einfach mit einem Studienfreund losgelegt, schlicht aus Begeisterung für die neuen Möglichkeiten des Webs, obwohl ich doch eigentlich Energietechnik studiert hatte“, erzählt Aberger rückblickend. „Und bis heute entwickelt sich unser Geschäft ohne großes Werbe-Tamtam durch ein sich ständig erweiterndes Multiplikatoren- und Empfehlungsnetzwerk.“ Wer zuverlässig arbeite, meint der Chef von heute fünf Mitarbeitern, könne über die Jahre stabiles Vertrauen aufbauen und mit den Kunden ein Partner-Netzwerk bilden. Nachhaltig sei das Geschäft genau dann, wenn es auf Lösungsorientierung und persönliche Authentizität setze. Und wenn man die technologische Entwicklung mitvollziehe und vorantreibe: „Innovation ist natürlich wichtig: Wir haben uns zum Beispiel in jüngster Zeit auf bestimmte Content-Management- und Online-Shop-Systeme konzentriert, die allen Anforderungen an moderne Internetlösungen gerecht werden. Dazu gehören auch flexibel skalierbare Websites und Shops für mobile Endgeräte wie Smartphones und Tablets durch sogenanntes ‚responsive‘ Webdesign.“ Hilfreich sei dabei die gute Zusammenarbeit mit befreundeten Firmen, die oft wie Aberger selbst aus der Lübecker Fachhochschule hervorgegangen sind.

„Am Anfang habe ich natürlich auch einfach Glück gehabt“, räumt der Agentur-Netzwerker ein. Bei einem Existenzgründungsseminar im Technikzentrum in der Seelandstraße habe er einen bis heute wichtigen Kunden kennengelernt, dessen Kontakte zu Geschäftspartnern in der ganzen Region dann alsbald zu weiteren Aufträgen geführt hätten. „Alle wollten damals ja ins Web, zumindest mit einer sogenannten Visitenkarte. Wir konnten mit Technik-Know-how und Kreativ-Qualität helfen – und schon sehr früh auch die ersten größeren Online-Shops und -Portale eröffnen, alles noch mit der Hand programmiert und von mir persönlich designt“, schmunzelt Aberger. Beim Design ist er bis heute geblieben, wenn die Kundenkontakte in ganz Deutschland und die Geschäftsführungsaufgaben ihm dazu Zeit lassen. Das Programmieren überlässt er lieber seinen Mitarbeitern. „Die jungen Leute können heute viel mehr als wir damals, haben hier an der Fachhochschule Medieninformatik oder ähnliche Schwerpunkte studiert und entwickeln sich mit den technischen Anforderungen der Systeme sehr engagiert ständig weiter“, lobt der Agentur-Chef, der im Laufe der Jahre nach eigener Aussage über 1500 Web-Projekte realisiert hat: „Anfangs vielleicht zwei im Monat, heute eher fünfzehn.“

Neben der pragmatisch-soliden Grundhaltung ist in diesen Jahren bei Vicon noch etwas konstant geblieben: Die Agentur-Adresse ist immer noch dieselbe wie 1998. „Warum hätten wir wechseln sollen, wenn wir hier im Technikzentrum Seelandstraße doch nach unseren Bedürfnissen räumlich wachsen konnten?“, so Aberger. Er könne sich an diesem Ort auf die Menschen und Geschäftspartner voll verlassen. Allerdings könne es sein, dass er in absehbarer Zeit einen weiteren Raum brauche, denn er suche gerade eine neue Mitarbeiterin. – Aber auch diese Aufgabe wird Hartwig Aberger sicher in gewohnter Manier lösen, im Netzwerk rund um das TZL und mit zielorientierter Gelassenheit, ganz solide eben.

Info: www.vicon.de

Kamera-Drohne im Campus-Einsatz

Ganz in der Nähe ihrer ehemaligen Hochschule haben zwei Fachhochschul-Absolventen ein gemeinsames Ingenieurbüro gegründet. Die beiden Elektrotechnik-Experten bieten Foto- und Video-Dienstleistungen mit einer selbst entwickelten Kamera-Flugdrohne an.

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Über dem Campus im Hochschulstadtteil wird in den nächsten Wochen ein ungewöhnliches Fluggerät unterwegs sein: Die Kamera-Drohne eines Ingenieurbüros sammelt Bildmaterial für einen Imagefilm über den Hochschulstadtteil. Es ist eines der ersten Video-Projekte des im Mai gegründeten Büros der beiden FH-Ingenieure Niklas Kannenberg (31, rechts im Bild oben) und Matthias Miehl (28). Bisher haben die Flugbild-Enthusiasten unter der Marke „Airde“ vor allem fotografische Luftaufnahmen von Werksgeländen für Firmenkunden produziert.

„Multikopter“, so heißen die Flugdrohnen mit mehreren in einer Ebene angeordneten Rotoren technisch korrekt, beschäftigen die Studienfreunde schon seit einer gemeinsamen Studienarbeit vor fünf Jahren. „Wir haben nach Studienende unser Lieblingsthema als Modellbau-Hobby neben unseren ersten Jobs immer weiter getrieben“, erzählt Niklas Kannenberg. „2013 beschlossen wir, ein komplettes eigenes System auf die Beine zu stellen und uns selbstständig zu machen mit einem speziellen Dienstleistungsangebot, das so nur mit wenigen Koptern überhaupt möglich ist. Das Angebot richtet sich zunächst vor allem an Fotografen, Architekten und Makler, die das besondere Bild aus der mittleren Höhe zu überschaubaren Kosten suchen.“

Ungefähr ein Jahr haben die beiden Ingenieure gebraucht, bis aus den Konstruktionszeichnungen und ersten Modellen ein High-End-Werkzeug für die Bildarbeit in luftiger Höhe geworden war. „Wir haben viele Varianten getestet, um herauszufinden, welche Zusammenstellung wirklich funktioniert“, erklärt Matthias Miehl den wichtigsten Teil der Entwicklungsarbeit. Neben den Rahmenbauteilen, Motoren, Rotoren und Akkus ging es insbesondere um die bestmögliche Steuerungstechnik und schließlich um die Kamera. „Bei allen Bauteilen waren es vor allem Gewicht und Stabilität, die zählten, bei der Kamera natürlich auch die Aufnahmequalität“, berichtet Kannenberg. Das gesamte System durfte nicht mehr als fünf Kilogramm wiegen, damit die Bilddienstleister eine Standardgenehmigung der schleswig-holsteinischen Luftfahrtbehörde für ihre angestrebte Flughöhe von bis zu 100 Metern erhalten konnten. Im Software-Bereich für die Steuerung entschieden sich die beiden Unternehmensgründer für eine präzise und praktikabel arbeitende „Open Source“-Lösung, die sie speziell im Bereich Lageregelung für ihre Zwecke optimierten.

Zum Start des Unternehmens im Mai 2014 standen dann zwei vollwertige Fluggeräte mit der besonderen, um 180 Grad vertikal schwenkbaren Kamera-Einheit zur Verfügung. „Wir setzen immer auf Sicherheit durch Redundanz; selbst wenn mal was kaputt gehen sollte, benutzen wir einfach das Ersatzgerät – und liefern dem Kunden termingerecht, was er erwartet“, so Kannenberg. Man verstehe sich als Komplett-Dienstleister von der Projekt-Konzeption über die komplette Organisation bis hin zum fertigen, auch kreativ bearbeiteten Bildmaterial. „Wir verbinden technisches und kreatives Know-how. Mit unserer Aufnahme- und Bildbearbeitungstechnik können wir zum Beispiel auch Panorama-Touren erstellen, wie der Kunde sie sonst kaum hinbekommt“, betont Miehl. Und für das nächste Jahr haben die beiden Gründer schon weitere spezielle Angebote mit weiterentwickelten Fluggeräten in petto, darunter sogenannte „Orthofotos“ aus exakt senkrechter Perspektive und mit entsprechend genauen Lage-Daten, wie sie zum Beispiel Messbildstellen oder Gutachter benötigen.

Info: www.airde.net

(rwe)