Archiv für den Monat: September 2014

Mit High-Tech und Handwerkskunst

Auf dem Lübecker Hochschulcampus wird nicht nur geforscht und entwickelt, sondern auch produziert. Neuerdings stellt hier ein Zahntechnikermeister aus Südtirol in seinem Labor spezielle Polyethylen-Schienen für die Korrektur von Zahnfehlstellungen her.

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Wie kommt ein Südtiroler nach Lübeck ins Multifunktionsgebäude 1 auf dem Campus? Andreas Valtingojer, Gesellschafter und Geschäftsführer der Linear Tech GmbH, lacht sein schönstes Lächeln und bringt es fertig, gleichzeitig wie ein Lausbub zu grinsen: „Ich wollte meine spezielle Zahnschiene in Deutschland produzieren und auf den Markt bringen; die Schleswig-Holsteiner und speziell die Lübecker waren die Schnellsten und Klarsten, was Finanzierungsunterstützung und Gründungsberatung angeht. Und die Räume hier sind so flexibel, wie ich sie brauche – denn wir wollen ja wachsen.“

Der 43-jährige Zahntechnikermeister arbeitet mit seinem Acht-Menschen-Team seit März 2014 in Lübeck und ist von hier aus häufig unterwegs, um den Zahnärzten in Hamburg, Nordrhein-Westfalen oder München die Vorteile seines Produktes zu erklären. „Zahnkorrekturschienen gibt es einige“, erzählt Valtingojer. „Aber wir haben eine echte Alleinstellung, deren Geheimnis in der Verbindung von High-Tech-Maschinen, eigener 3D-Modell-Software und höchster Handwerkskunst im Herstellungsprozess liegt. So bieten wir die technisch präziseste Lösung am Markt mit praktisch hundertprozentig vorausberechenbaren Korrekturergebnissen – und mit einer realistischen Beratung vorab. Zahnärzte und Endkunden bekommen höchste Made-in-Germany-Qualität aus einer Hand.“

Der Zahntechnik-Experte mit 27-jähriger Berufserfahrung vertraut seinem besonderen Verfahren und der eigenen Beratungskompetenz so sehr, dass er dem Endkunden eine eher ungewöhnliche Garantie bietet: Sollte nach dem geplanten Korrekturablauf noch weiterer Korrekturbedarf bestehen, erhält der Kunde die weiteren Schienen kostenlos. Ein typischer Korrekturablauf dauert vier bis sechs Monate und läuft in sechs Schritten ab. „Alle drei oder vier Wochen erhält der Kunde eine neue Präzisionsschiene für den nächsten Korrekturschritt“, erläutert Valtingojer. „Die Behandlungsschritte werden zuvor mit unserem hauseigenen Planungssystem präzise festgelegt. Die Korrekturgenauigkeit reicht dabei hinunter bis zu 0,15 Millimeter. Das erreichen wir durch die Exaktheit unserer 3D-Modelle und durch die filigrane Handwerkskunst unserer beiden Spezialisten für den letzten Fertigungsschritt.“

Einigen Hundert Endkunden hat der Südtiroler mit seinem Lübecker Team schon zu einem schöneren Lächeln verholfen. Einige Tausend sollen es im kommenden Jahr werden. Und eine Ausweitung seines Produktangebots hat der unermüdliche Weiterdenker Valtingojer auch schon im Sinn: „Eine besondere Sport-Schiene haben wir bereits weitgehend ausentwickelt, einige andere Anwendungen sind in der Planung.“ Und natürlich wurde der Firmenstandort auch wegen der Nähe zu den Hochschulen und Kliniken gewählt: Die ersten Kontakte zu den benachbarten Instituten werden gerade hergestellt.

(rwe)

Die Licht-Steuerer

Zwei Lübecker Uni-Absolventen haben ein neuartiges System zur automatischen Beleuchtung von Geschäfts- und Privaträumen mit spezieller LED-Technologie entwickelt. Anfang 2014 haben sie für die Produktion und den Vertrieb des High-Tech-Lichtsystems die Illuminight GbR gegründet.

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Benjamin Grosse (34, links auf dem Bild) war es leid, immer zum Lichtschalter rennen zu müssen, wenn es draußen dunkel wird. „Licht ist für mich wichtig, am Arbeitsplatz und zu Hause“, erzählt der Diplom-Informatiker. „Die richtige Lichtstimmung zum passenden Zeitpunkt in die Räume zu bekommen, war eine Aufgabe, an der wir einige Jahre getüftelt haben, bis das Illuminight-System für private wie geschäftliche Licht-Anwendungen funktionierte, das wir jetzt an den Markt bringen.“

Mit „wir“ ist vor allem Grosses Studienfreund und Mitgründer Wolf Pietsch (29, rechts im Bild) gemeint. Während Grosse für seine Diplomarbeit ein Steuerungskonzept für das System entwickelte, erarbeitete Pietsch im Rahmen seiner Master-Arbeit das Sensoren- und Aktoren-System, mit dem die speziellen LED-Strahler ausgestattet werden. Die beiden Erfinder nennen diese High-Tech-Leuchtmittel „Satelliten“. Sie werden von einer kreditkartenkleinen zentralen Kontrolleinheit in Haus, dem so genannten „Gateway“, gesteuert. Etwa 100 Satelliten können pro Gateway verwaltet werden. Das System wird über die normale Stromleitung vernetzt, die auf 48 Volt eingestellt werden muss, weil LEDs grundsätzlich im niedrigen Spannungsbereich arbeiten. Das Gateway wird über eine Web-Applikation mit einfacher grafischer Benutzeroberfläche bedient, zum Beispiel via PC oder Smartphone. „Das ist so einfach, dass es jeder kann, der schon mal eine App installiert und bedient hat“, verspricht Wolf Pietsch.

Das System integriert mittels der Sensoren in den einzelnen Satelliten diverse Umgebungsdaten wie Helligkeit/Dunkelheit, Temperatur und Bewegung in seine Lichtsteuerung. Es kann dann je nach Nutzer-Wunsch die Lichtstimmung in den dafür ausgerüsteten Räumen teilweise oder vollautomatisch anpassen und ständig nachkorrigieren. „Das funktioniert für den Nutzer im Prinzip mit einem Klick“, erklärt Benjamin Grosse. „Wir stellen zum Start des Systems zum Ende des Jahres bereits einige Grundprofile zur Lichtsteuerung zur Verfügung, zum Beispiel ein eher buntes Kaleidoskop-Profil oder ein ziemlich helles Schaufenster-Profil.“ Zukünftig könnten dann Nutzer eigene Profile auf die Illuminight-Online-Plattform laden und vom Know-how der sich erweiternden Community profitieren. Langfristig soll hier ein Marktplatz für Licht-Applikationen entstehen, von dem die Erfinder per Mikro-Payment-System in ähnlicher Weise profitieren wie die bekannten Anbieter von App-Stores.

Die beiden Gründer können ihre Entwicklung in diesen Tagen dank eines einjährigen EXIST-Gründerstipendiums des Bundeswirtschaftsministeriums im Kern abschließen. „Die Technologie funktioniert“, erklärt Pietsch, „jetzt geht es ums Testen im Detail und um erste Anwendungserfahrungen – und dann um Produktion und Markterschließung.“ Erste Installationen in einem Museum in Süddeutschland und in einer norddeutschen Arztpraxis entwickelten sich gerade vielversprechend, so Grosse. Auch die Gespräche mit potenziellen Serien-Produktionspartnern und größeren Pilotkunden aus den Bereichen Gebäudetechnik, Ausstellungstechnik und Landschaftsbau seien auf einem guten Weg.

(rwe)