Archiv für den Monat: August 2014

Schlaue Geräte clever vernetzen

Intelligente Geräte erobern gegenwärtig nicht nur die industrielle Roboter-Welt. Auch in privaten Haushalten wimmelt es inzwischen von Saugrobotern und Foto-Drohnen. Vielleicht besitzt mancher Leser sogar schon einen cleveren Kühlschrank mit Internetanschluss und Nachbestellautomatik…

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Das „CyCloud“-Team: Pascal Salje (Praktikant), Tim Schleusener, Ekaterina Ifraimov, Michael Ifraimov (v. l.)

Intelligente Geräte erobern gegenwärtig nicht nur die industrielle Roboter-Welt. Auch in privaten Haushalten wimmelt es inzwischen von Saugrobotern und Foto-Drohnen. Vielleicht besitzt mancher Leser sogar schon einen cleveren Kühlschrank mit Internetanschluss und Nachbestellautomatik.

Damit all diese schlauen Geräte möglichst ohne Zeitverzögerung und ohne nervige Fehler einfach und sicher gesteuert werden können, bauen Programmierer kleine Kommunikationsprogramme, die für die richtige Verbindung sorgen. „Das Problem dabei ist, dass jeder Hersteller ein eigenes Stück Software auf einer bestimmten Betriebssystem-Plattform baut und verwendet“, erklärt Michael Ifraimov. Der 31-Jährige ist so etwas wie das „philosophische Gehirn“ hinter einer neuen Technologie, die ihre Erfinder „CyCloud“ nennen. „So ist es beim heutigen Stand der Dinge nicht trivial, beispielsweise für ein Android-Handy eine App zu programmieren, die eine Drohne steuert, deren genaue Software-Auslegung man vom Hersteller gar nicht bekommt“, ergänzt Tim Schleusener, der praktische und produktorientierte Kopf des Erfinder-Duos. „Mit unserer CyCloud-Technologie ändern wir das grundlegend“, verspricht Schleusener. Der CyCloud-Code sei „open source“, also für jeden offen einsehbar, ohne Kosten. Und die Kommunikation zwischen verschiedenen Geräten funktioniere mit dem neuen „Framework“ oder „Programmierbaukasten“ unabhängig von Programmiersprache und Auslegung der einzelnen Geräte. „Jeder Programmierer kann mit unseren Komponenten oder Werkzeugen an seinem konkreten Roboterprojekt herumprobieren, ohne sich mit Details der Kommunikationsmechanismen herumschlagen zu müssen“, so Ifraimov. „Da liegt ein Zukunftsmarkt vor uns, denn was in den 80er Jahren die Software-Bastelei am Commodore oder Amiga war, ist für den technisch interessierten Nachwuchs heute die hardwarenahe Programmierung eigener Roboter.“

Die beiden Informatikerfreunde, die in diesem Frühjahr ihren Bachelor-Abschluss an der Lübecker Uni gemacht haben, sind über ihr privates Projekt mit der Drohnensteuerung auf eine grundlegende technologische Idee gestoßen, die Ifraimov so erläutert: „Unser Framework ist vor allem einfach zu verwenden und dabei hoch performant, deshalb gerade auch für zeitkritische Anwendung geeignet – wie eben die Steuerung einer Drohne in der Luft, die ja nicht gegen eine Wand fliegen darf, bloß weil ein Steuerungsbefehl zu langsam ankommt oder verarbeitet wird.“ Jedem beteiligten Gerät sei eine eindeutige Adresse – eine so genannte „URL“ – zugeordnet, wodurch die Geräte gleichartig angesprochen werden könnten . Schleusener drückt es so auch: „Die mit dem neuen, dezentral angelegten System programmierten Geräte vernetzen sich automatisch selbst miteinander, sie brauchen nirgendwo einen zentralen Server, keine feste Netzwerkstruktur und natürlich keine Treiberinstallationen. Das macht die Steuerung oder andere Datenübertragungen wie Audio oder Video viel weniger kompliziert und fehleranfällig.“

Aus dieser technologischen Produktidee soll nun in absehbarer Zeit eine Unternehmensgründung erwachsen. Hierbei spielt Ekatarina Ifraimov, die Zwillingsschwester von Michael, eine wichtige Rolle. Die freiberufliche Modedesignerin bringt den Marketing- und Gründerblick in das neue Team ein. „Wir alle wollten uns schon lange selbstständig machen. Im Augenblick bemühen wir uns um Fördermittel, damit wir die einzelnen Komponenten des Frameworks ausentwickeln und dann am Markt verfügbar machen können“, erzählt sie. Parallel gebe es erste Aufträge von Lübecker Unternehmen etwa aus dem Event-Bereich. „Mit diesen Projekten versuchen wir, erste Einnahmen zu generieren, die wir dann in das eigene Wachstum und den Aufbau einer eigenen Hosting-Plattform für unsere Funktionskomponenten und für Kundenprojekte investieren wollen.“

(rwe)

 

Auf dem Weg zur mitdenkenden Pillenbox

Ein Team von Lübecker Fachhochschul-Studentinnen hat das Konzept für eine clevere Medikamenten-Box entwickelt. Über die Umsetzung ihrer Idee in die Realität des Medizin- und Pflege-Betriebs denken die vier jungen Frauen jetzt nach. Nach dem Hochschulabschluss streben sie dafür möglicherweise eine Unternehmensgründung an.

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Das FH-Damen-Team präsentiert die Idee für eine mitdenkende Medikamenten-Box: Amelie Paske, Christina Briese, Miriam Hermsdorf, Laura Löffler (v. l.)

Viele kranke Menschen nehmen täglich ein oder mehrere Medikamente. Für die Dosierung und den Zeitpunkt der Einnahme sind sie zu Hause selbst verantwortlich. In einer Krankenhaus- oder Pflege-Einrichtung sind es die Pflegekräfte, die sich um die rechtzeitige Gabe des richtigen Mittels in der verordneten Dosis kümmern müssen. Sowohl im oft eher losen Tagesablauf daheim als auch im engen Zeittakt der Pflegearbeit helfen dabei die traditionellen Pillenboxen, die gern mit Wochentagen und Dosis beschriftet werden. Zukünftig könnte eine gewissermaßen „mitdenkende“, individuell programmierbare Medikamenten-Box die nur allzu fehleranfällige menschlich-manuelle Steuerung der Medikamentierung ersetzen. Vier Lübecker FH-Studentinnen haben sich jedenfalls auf den Weg gemacht, ein solches praktisches System marktgerecht zu entwickeln.

Ausgangspunkt der Idee war eine Lehrveranstaltung zum Thema Gründungsmanagement, die die Betriebswirtschaft-Studentinnen mit einem eigenen Konzept für eine mögliche Gründung abzuschließen hatten. „Bei der Suche nach einem dafür geeigneten Produktfeld kamen wir schon beim ersten Brainstorming darauf, dass das alte Pillenbox-Konzept einfach nicht mehr auf der Höhe der Zeit ist“, erzählt Amelie Paske (22) rückblickend. Und ihre Kommilitonin Miriam Hermsdorf (27) ergänzt: „Erstaunlicherweise fand sich bei unseren Recherchen in öffentlich zugänglichen Quellen kein Pillenbox-System auf dem Markt, das wirklich praktisch und fast hundertprozentig sicher ist. Also haben wir zusammen einen Konzept- und Businessplan für eine High-Tech-Medikamentenbox geschrieben – und dann auch gleich ein bisschen produktdesignt.“

In der Konzeptstudie sieht die innovative Medi-Box aus wie ein Mini-PC-Block mit Touchscreen und Schublade. Über den Touchscreen soll das Gerät durch geschulte Betreuer oder eigene Bedientätigkeit so programmiert werden, dass es die gewünschte Pillenanzahl zur eingestellten Zeit in der Schublade zur Verfügung stellt. Dazu wird an die Einnahme mit einem visuellen Hinweis auf dem Bildschirm und einen akustischen Warnsignal erinnert. Wenn das Medikament nicht entnommen wird, gibt die intelligente Box per WLAN ein Signal etwa an eine Kontrollstation bzw. deren Computer im Pflegeheim, sodass ein Helfer unmittelbar in Aktion treten kann.

„Das technische Konzept muss von Soft- bis Hardware natürlich noch im Detail entwickelt werden. Wir sind ja alle Betriebswirtinnen, die zunächst mal die Marktlücke entdeckt, den ersten Businessplan geschrieben und den notwendigen Funktionsrahmen des Produktes abgesteckt haben“, beschreibt Miriam Hermsdorf den Stand der Dinge. Es bestehe aber bereits Kontakt zu einem innovativen Medizintechnikunternehmen auf dem Lübecker Hochschulcampus. „Wir reden mit den Ingenieuren dort. Aber jetzt müssen wir in diesem Sommer noch unseren Bachelor-Abschluss machen. Danach wenden wir uns wieder diesem Zukunftsprojekt zu.“ Nach der für die Damen-Gruppe ermutigenden Bewerbung beim BioMedTec-Gründerpreis der Sparkasse zu Lübeck sei nun die Teilnahme an einem bundesweiten Ideenwettbewerb fest eingeplant.