Archiv für den Monat: Juli 2014

Adipositas ist kein Schicksal

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Dieser junge Mann hat eine Mission. Mit seiner in Gründung befindlichen Firma „BioNavigator“ will Abid Mares Millionen von Menschen in den Industrieländern, die an Übergewicht leiden, beim Abnehmen helfen. Seine Beratungs- und Ernährungsmethode hat sich in der zweijährigen Testphase mit 200 Probanden als ausnahmslos erfolgreich erwiesen. Im Frühjahr 2015 startet das junge Unternehmen mit einem Lübecker Beratungsbüro und einer zunächst deutschsprachigen Web-Plattform.

Abid Mares ist 22 Jahre jung – und hat mit dem Thema Übergewicht eine Menge Erfahrung. „Seit meiner Kindheit habe ich immer wieder versucht, etwas gegen meine Fettleibigkeit zu tun – ohne jeden nachhaltigen Erfolg, trotz starker Unterstützung von familiärer Seite“, erzählt Mares im Interview. „Noch vor zwei Jahren wog ich knapp 145 Kilo. Daran habe ich wie viele andere Menschen, die vornehm als adipös bezeichnet werden, sehr gelitten. Man ist unbeweglich und im sozialen Kontakt nicht gerade beliebt.“

Die Wende in seinem Leben als „Dicker“ brachte ein Projekt im Biologie-Leistungskurs. Seine Lehrerin habe ihm geholfen, sich systematisch mit „seinem“ Thema zu beschäftigen, berichtet Mares heute dankbar: „All meine Erfahrungen aus den Diät-Zeiten bekamen jetzt Baustein für Baustein einen zusammenhängenden, wesentlich medizinischen, insbesondere stoffwechseltechnischen Horizont. Ich fand im Laufe der Zeit heraus, wie man mit seinem Fett besser umgeht, es gewissermaßen gesund macht – und damit sehr schnell abnimmt, ohne dass überall Hautfalten herabhängen.“ 50 Kilo verlor der „dicke Junge“ mit seiner eigenen Methode in sechs Monaten – und wurde glücklich dabei.

Seither arbeitet er daran, diese Methode zu systematisieren und in eine Form zu gießen, die in der persönlichen und multimedialen Beratungspraxis handhabbar ist. „Ich will einfach den Menschen helfen, denen es so geht wie mir damals“, formuliert der Junggründer seine persönliche und unternehmerische Mission.

Über 200 Menschen aus allen Altersgruppen zwischen 18 und 80 hat er mit seinem jungen Entwicklungsteam inzwischen betreut. „Und keiner war unzufrieden mit dem Ergebnis“, freut sich Mares. Er setzt mit seiner intensiven, auf vielen Kundendaten beruhenden Ernährungsberatung nicht auf weniger Essen oder andere Diättechniken, sondern findet für jeden einzelnen Klienten heraus, was für dessen individuelle Physiologie („biogenetisch“) die am besten geeignete und dann vom Körper auch „angenommene“ Art der Ernährung ist.

„1,5 bis 2,5 Kilo Gewichtsabnahme pro Woche ohne Stagnation und bei voller Hautrückbildung können wir inzwischen in den meisten Fällen garantieren“, sagt der Noch-Uni-Student in den Fächern Molecular Life Sciences und Informatik, der nun zunächst als Unternehmer und Berater sein großes Projekt verwirklichen will. „Wir denken schon darüber nach, bei irgendeiner Unzufriedenheit des Kunden seine relativ niedrigen monatlichen Beiträge voll zu erstatten. Für sein Geld bekommt unser Kunde ein echtes Abnehm-Versprechen und neben der entscheidenden Basisanalyse jederzeit eine persönliche Beratung und individuelle, datenbankgestützte Hilfen auf allen Medienkanälen von Web bis SMS.“

Parallel zu den laufenden Gründungsvorbereitungen von Finanzierung bis Personalaufbau führt Abid Mares auch Gespräche zur Zusammenarbeit mit einem Lübecker Uni-Institut über eine gemeinsame Studie. Sie soll den Wirksamkeitsnachweis der in den Details noch geheimen Mares-Methode nach strengen wissenschaftlichen Kriterien erbringen. „Wir wissen ja aus massenhafter Erfahrung, dass die Methode funktioniert. Jetzt untermauern wir das auch mit wissenschaftlichen Mitteln“, so Mares abschließend.

Smarter Strom fürs Fahrrad-Phone

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Rainer Schirmer war es leid, dass seinem Smartphone samt Navigations-App bei längeren Touren immer der Strom ausging. Der Lübecker Ingenieur fand eine inzwischen patentierte Lösung für sein Problem – und bringt sie im Herbst auf den deutschen Fahrrad-Zubehörmarkt.

„1000 Stück erstmal, so weit können wir die Produktion dieses neuartigen, hochwertigen USB-Ladegerätes mit universeller magnetischer Lenkerhalterung vorfinanzieren“, erzählt Schirmer in seiner bescheidenen Art von seiner möglicherweise bahnbrechenden Erfindung. „Damit testen wir den Markt.“ Grundsätzlich gilt der deutsche Markt für Fahrräder und Zubehör insbesondere im technischen High-End-Bereich als ziemlich aufnahmefähig, was Innovationen angeht, die dem passionierten Radler einen echten Nutzen versprechen. Der Nutzen ist nach Schirmers Ansicht bei den bisher auf dem Markt befindlichen Dynamo-Ladegeräten aber nur bedingt gegeben: „Die relativ günstigen Geräte können nur entweder leuchten oder laden, haben dabei oft Überladungsprobleme oder beeinträchtigen auf andere Weise die Gerätesicherheit. Unser BSP kann beides zugleich und macht das Radfahren mit Handy und Dauerbeleuchtung insgesamt sicherer. Und das für einen akzeptablen Verkaufspreis von vielleicht 60 Euro.“

Schirmers Produkt nutzt den Strom, den die üblicherweise verbauten Nabendynamos erzeugen, um neben der Beleuchtung des Rades auch das Laden von Handys oder anderen Mobilgeräten zu ermöglichen. Der besondere Trick dabei ist eine hochmoderne Elektroniksteuerung, die beides gleichzeitig liefert: Wechselstrom für die Beleuchtung und 5-Volt-Gleichstrom für das Laden. Die grundsätzliche Energiemanagement-Idee hat der Entwickler aus einem medizintechnischen Projekt übernommen, an dem er beteiligt war. Entsprechend hochwertig und sicher seien jetzt die Komponenten und das Gesamtprodukt für den Radgebrauch. Das gelte auch für die Befestigungstechnik und das Design. „Wir erreichen höchste Wirkungsgrade von bis zu 95 Prozent, sodass nur wenig zusätzliche Tret-Energie aufgewandt werden muss, um die Ladefunktion zu bedienen. Natürlich gibt es auch einen intelligenten Überladeschutz. Und alle Teile werden von einem zertifizierten Prüfunternehmen getestet, fast wie in der Medizintechnik. Die Magnetfolie für das Handy-Case hält jedes Gerät absolut sicher – und doch kann man es mit einem kleinen Ruck abnehmen“, erklärt der passionierte Rad-Praktiker, der in den Sommerferien mit seiner Frau ganze Länder per Velo erkundet.

Das Produktkürzel „BSP“ steht für „Bicycle Smart Power“. Der Markenname ist bereits geschützt. Denn Schirmer will mit dem Produkt hoch hinaus, oder besser: in die Breite gehen. „Wir visieren den Massenmarkt an, der nach unseren Recherchen und Schätzungen allein in Deutschland mit seinen über 40 Millionen Regelmäßig-Radfahrern ein Millionenpotenzial hat.“ An den hierzulande fertigenden oder montierenden Herstellern und Großhändlern ist die in Gründung befindliche junge Firma des 61-Jährigen vertrieblich schon dran. „Wir stellen uns vor, dass das kleine USB-Ladegerät mittelfristig so selbstverständliches Lenker-Zubehör wird wie eine Klingel“, formuliert der Ingenieur und wissenschaftliche Mitarbeiter an der Fachhochschule Lübeck das Ziel.

Info: www.bicycle-smart-power.de

(rwe)

Zwischenbilanz: ein Jahr mit Lübecker Technologien

Das Technologie-Blog Lübeck zieht Zwischenbilanz: ein Jahr mit visionären technologischen Projekten und erfolgreichen Firmen auf dem Campus und in der Stadt.

Der Ideen-Geber ist zufrieden. Raimund Mildner, Geschäftsführer des Technikzentrums Lübeck und der Wissenschafts- und Technologiepark GmbH auf dem Hochschulcampus, freut sich nach einem Jahr Recherche und Veröffentlichung über die Resonanz auf die insgesamt 23 entstandenen Beiträge: „Die Interview-Partner auf dem Campus und in der Stadt, die Autoren und Redakteure und ich selbst als Organisator wurden in schöner Regelmäßigkeit auf diese Reihe angesprochen. Der Tenor war: Schön, dass man mal etwas über neueste Technologien in Projekten und Unternehmen vor Ort erfährt, und zwar so, dass man die technisch-innovative Idee und die angestrebte Umsetzung am Markt auch verstehen kann. Genau das war unser Ziel.“

Für das interessierte Publikum entstand so nach Mildners Einschätzung ein vielgestaltiger Eindruck vom innovativen Potenzial in der hochschulnahen Lübecker Technologie-Szene. Die Firmen- und Projekt-Berichte von A wie „Adaptive Sensory Technology“ bis O wie „OR-Net“ hätten gezeigt, wie nah die Lübecker Technologie-Forschung teilweise an die Weltspitze heranrückt. „Und gerade die kleineren Firmen hier auf dem Campus punkten durchgängig mit unermüdlichem, oft visionärem Entwicklungsdrang und großem persönlichem Einsatz von Gründern und Mitarbeitern“, so Mildner. Auf die Gründer- und Gründungsthematik wird der Technologie-Blog in den kommenden Monaten verstärkt eingehen.

Was im Rückblick auf die bisherigen Blog-Beiträge auffällt: Immer wieder betonen die Gesprächspartner die guten Standortbedingungen in Lübeck. „Der Standort bietet ein gutes fachliches Umfeld im biomedizinischen und medizintechnischen Umfeld an den Hochschulen und in den einschlägigen Unternehmen“, erläutert Mildner diesen Befund. „Darüber hinaus gibt es hier hervorragenden Nachwuchs zum Beispiel auch in der zukunftweisenden Informatik und nicht zuletzt ein enges Kontaktnetzwerk mit kurzen Wegen – auch zur Unternehmensgründung.“ So sei zu erklären, warum auch junge Firmen in der Wachstumsphase auf dem Campus oder in der Stadt bleiben: „Innovation entsteht oft im Gespräch. Dazu haben wir hier insbesondere auf dem BioMedTec-Campus im Hochschulstadtteil die allerbesten Voraussetzungen – und wie man in den Beiträgen der Reihe sieht: auch viele Forschungs-, Entwicklungs- und Gründungserfolge in zukunftsträchtigen Branchenfeldern. Insgesamt steht der Technologie-Standort Lübeck im nationalen und internationalen Wettbewerb für eine Stadt dieser Größe ganz gut da – und ist weiterhin entwicklungsfähig.“

Eine konkrete Projekt-Perspektive zur Weiterentwicklung des technologischen Campus-Potenzials hat Mildner ganz aktuell auch zu bieten: „Wir bereiten gerade eine Bewerbung vor für das vom Bundesforschungsministerium ausgeschriebene Förderprojekt ‚Aufbau von Industrie-in-Klinik-Plattformen zur Entwicklung innovativer Medizinprodukte‘. Mit der in Lübeck gewachsenen Infrastruktur, aus der die Blog-Reihe nur einen kleinen Ausschnitt zeigen konnte, sollten wir gute Chancen haben. Wir tun hier ja zum Beispiel in den Multifunktionsgebäuden auf dem Campus schon seit Jahren das, was die Forschungspolitik jetzt fordert und fördert.“

(rwe)

Einfach mal Muster machen im FabLab

Ganz frisch am Start in Lübeck und schon in unserem Technologie-Blog: das neue „FabLab“ in der Seelandstraße.

„Wir sind in Schleswig-Holstein die ersten, die ein FabLab aufbauen.“ Raimund Mildner freut sich über ein neues „Alleinstellungsmerkmal“ des Technikzentrums Lübeck (TZL). Das „FabLab Lübeck“ ist ein Angebot des TZL in Zusammenarbeit mit dem GründerCube, dem BioMedTec-Wissenschaftscampus und dem Wissenschaftsmanagement der Stadt. Die Geräteausstattung wird von der Possehl-Stiftung gefördert.

Als „FabLab“ wird in der internationalen Technologie-Szene ein „Fabrikationslabor“ (englisch: Fabrication Laboratory), also eine offene High-Tech-Werkstatt bezeichnet, in der modernste, computergesteuerte Bearbeitungsgeräte zur Anfertigung von Funktionsmustern und Prototypen zur Verfügung stehen.

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Alexander Mildner vor CNC-Fräse und Laser-Cutter. Der Diplom-Maschinenbauer fungiert als technischer Koordinator im FabLab und promoviert an der Uni Lübeck.

„Das Angebot richtet sich an ältere Schüler mit technischem Interesse, an Studierende und Doktoranden, aber auch an technisch ambitionierte Erfinder, Firmengründer oder Dienstleister“, erläutert Mildner. „Wir bieten industrienahe Produktionstechnik an, mit der zu Lern- und Erprobungszwecken exakte Einzelstücke aus selbst entworfenen Modell-Daten gefertigt werden können.“

Die Reihe der High-End-Geräte im Lübecker FabLab im TZL in der Seelandstraße reicht schon in der laufenden Aufbauphase vom 3D-Drucker über einen Laser-Cutter bis hin zur CNC-Fräse, sodass eine Vielzahl unterschiedlicher Materialien bearbeitet werden kann. „Es geht in dieser Werkstatt um die relativ unkomplizierte Anfertigung von hoch individualisierten Modellen, nicht um die eigentliche Fabrikation oder gar Serienproduktion“, betont Mildner. Der technisch orientierte Nachwuchs erhalte so einen einfachen Zugang zu aktuellen Produktionstechnologien und entsprechendem Produktions- und Innovationswissen.

Der für die Idee zentrale Praxisbezug des FabLabs wird vertieft durch regelmäßige multidisziplinäre Workshop-Angebote auf dem BioMedTec-Campus. „Wir weisen die Labor-Nutzer in den Umgang mit den Geräten ein und unterstützen den Prozess von der Idee zum Produkt, nicht aber die eigentliche, konstruktive Entwicklung“, erklärt Mildner. Die Nachwuchsentwickler könnten und sollten hier selbstverantwortlich mit der eigenen Idee und ihrer technischen Realisierung umgehen. Dies könne entweder zum Selbstkostenpreis geschehen oder nach dem Prinzip der Gegenleistung: „Wer sich an der Weiterentwicklung des FabLab-Projektes insgesamt beteiligt, zum Beispiel durch fachliche Beiträge in Workshops oder durch aktive Mitwirkung in der FabLab-Community, wird den kleinen Maschinenpark sicher auch mal besonders günstig oder umsonst nutzen können.“

Von Anfang an dabei sind zwei Uni-Studenten. „Unsere Aufgabe hier im FabLab ist es, junge Menschen bei der Realisierung ihrer Prototypen zu unterstützen“, erklärt Markus Voigt. Der 26-Jährige studiert Medizinische Ingenieurwissenschaft. Auch Dominik Thiele (25), Student der Mathematik in Medizin und Lebenswissenschaften, ist von der Idee begeistert: „Ich finde es faszinierend, wie jedermann durch das FabLab Zugang zu High-Tech-Geräten bekommen und so seiner Erfinder-Kreativität freien Lauf lassen kann.“ Und Voigt ergänzt: „Das passt gut zu Lübeck, wo wir immer interdisziplinär mit Kommilitonen, Ärzten und Wissenschaftlern an der Schnittstelle Mensch-Technik arbeiten.“

Die 100-Quadratmeter-Werkstatt des FabLab in der Seelandstraße 3 wird nach den Sommerferien regelmäßig an mehreren Wochentagen geöffnet. Auf dem Hochschulcampus finden dann auch Workshops und Seminare zum FabLab statt.

Info: www.fablab-luebeck.de