Archiv für den Monat: Mai 2014

Die Stromlückenfüller vom Lübecker Hochschulcampus

Alles noch ganz neu hier. Der achte Multifunktionscenterbau auf dem Hochschulcampus ist praktisch fertig. Draußen wird an den Außenanlagen noch gebaut, drinnen ziehen Elektriker Strippen. Alles noch in Arbeit. Aber eine kleine Firma ist schon eingezogen: H-TEC Systems mit ihren zurzeit zwölf Mitarbeitern, von denen viele an der hiesigen Fachhochschule ausgebildet wurden. In der noch ziemlich geräumigen H-TEC-Produktionswerkstatt entstehen bereits die ersten Geräte für die Stromversorgung der Zukunft.

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Uwe Küter arbeitet an der Zukunft dezentraler Energieversorgung mithilfe von Wasserstoffspeichern wie dem Modell EL30.

Das große Thema von H-TEC ist die Speicherung von Energie mithilfe von Wasserstoffgas. „Das energiepolitische und energietechnische Problem ist bekannt, das ging mir schon im Studium auf“, erklärt Geschäftsführer Uwe Küter (52) dem Besucher: „Erneuerbare Energien wie Windkraft stehen zur Stromerzeugung im Prinzip zwar dauernd zur Verfügung. Aber leider kann man die jeweils momentane Nachfrage nicht ohne Weiteres mit dem produzierten Angebot synchronisieren.“ Mit anderen Worten: Der Wind weht, wann er will, und man braucht in Phasen geringerer Nachfrage Energiespeicher, aus denen bei höherer Nachfrage die Energie wieder abgerufen werden kann. „Stromlückenfüller“ nennt der Physiker Küter das.

Seit acht Jahren entwickelt H-TEC eine Technologie, die diese Aufgabe erfüllen kann und jetzt im Prinzip serienreif ist. Die Technologie heißt „PEM-Elektrolyse“. Als Elektrolyse bezeichnet man in der Chemie die Aufspaltung einer Verbindung unter Einsatz von elektrischer Energie. In unserem Fall wird so mit dem zufließenden Strom Wasser in Sauerstoff und Wasserstoff getrennt. Dies geschieht in Elektrolysezellen an einer speziellen Membran, der PEM (Polymer Electrolyte Membrane). Der so entstehende Wasserstoff kann dann in Tankbehältern unter hohem Druck und damit auf relativ wenig Raum gespeichert und bei Bedarf wieder zur Erzeugung von Strom eingesetzt werden (sofern man nicht gleich eine Wasserstofftankstelle damit betreiben will).

„Unser besonderes Know-how“, erläutert Küter, „betrifft vor allem die Bipolarplatten, mit denen die gestapelt-zusammengesetzten Elektrolysezellen so verbunden werden, dass die Wasserversorgung, der Gastransport und die Stromleitung gleichmäßig funktionieren und die Module die Temperaturen von 60 bis 80 Grad Celsius und den hohen Arbeitsdruck aushalten.“

Das erste serienreife Produkt von H-TEC heißt „EL30“. Die „30“ steht für den Druck in Bar, das „EL“ für Elektrolyseur. So ein Modul kann je nach Auslegung (Anzahl der Zellen, Aufbau der Betriebsumgebung mit Wasserversorgung, Stromwandler etc.) bis zu 18 Kilowatt Strom in Wasserstoff umwandeln. „In einem vom Bundeswirtschaftsministerium geförderten Projekt arbeiten wir daran, bis Mitte 2016 eine Modellanlage zu bauen, die sogar ein Megawatt verarbeiten kann“, so Küter.

Zurzeit gäbe es Erfolg versprechende Industriekontakte in der Energiewirtschaft. Und mit dem H-TEC-Mehrheitsgesellschafter GP Joule bauen die Lübecker Stromlückenfüller gerade eine integrierte Modellanlage am Firmensitz in Reussenköge bei Husum auf. Hier soll erstmals ein Blockheizkraftwerk bis zu 30 Prozent mit Wasserstoff betrieben werden, während die abfallende Wärme zur Heizung von Gebäuden und zum Betrieb der hauseigenen Biogasanlage eingesetzt wird.

(rwe)

Info: www.h-tec.com/de/systems

Wirtschaft&Wissenschaft

Im neuesten Heft des Stifterverbandes für die deutsche Wissenschaft werden zahlreiche interessante Artikel zum Thema Ideenumsetzung und Gründung aus der Wissenschaft präsentiert. U.a. wird auch der Ansatz Science-Score-Card aus der Stadt der Wissenschaft Lübeck dargestellt.

Fazit: Lübeck ist mittendrin in einer spannenden und erfolgreichen Bewegung.

Zum Heft:  Wirtschaft_Wissenschaft_Gruendung

gründerheft

Navigations-App für den Campus

So praktisch kann das Ergebnis einer Studienarbeit an der Lübecker Uni sein: Zwei junge Informatik-Studenten haben eine App entwickelt, die Patienten und Studierende schnell und einfach zu den Einrichtungen und Firmen auf dem Klinik- und Hochschulcampus führt.

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Michael Hackmann (links) und Patrick Zenker bei der Arbeit an der neuen App (auf dem Monitor)

„Catch Up“ heißt die neue „App“ (Anwendung) für Smartphones und Tablets mit dem Android-Betriebssystem, die im Google Play Store kostenlos verfügbar ist. Sie ist das Ergebnis eines gemeinsamen Praktikumsprojektes von Michael Hackmann (27) und Patrick Zenker (25), Masterstudenten im letzten Semester mit den Schwerpunkten Medizininformatik bzw. Robotik.

Studierende, erklärt Zenker, seien zwar durchaus in der Lage, sich nach einiger Zeit auf dem Campus zurechtzufinden. „Aber bei den Neuankömmlingen sieht das schon anders aus. Und erst recht bei Patienten und Besuchern, die ja nicht so oft hier sind. Deshalb wird unsere App gebraucht.“ Und Hackmann ergänzt: „Über die reine Navigation zu den Einrichtungen auf dem Campus hinaus kann die App auch bei Veranstaltungen und Events eingesetzt werden, auch über die Grenzen des Campus hinaus Richtung Stadt mit ihren Restaurants, Bars und so weiter. Das ist für uns Studenten sehr interessant.“ Die Generation Smartphone lese die Mails und Blog-Ankündigungen der vielen Institute und Firmen auf dem Campus und auf den Websites von Veranstaltern in der Region kaum, aber das Mobiltelefon mit den vielen Google-Apps sei immer an. Da würde sich die neue App auch als integrierender Informationskanal bald bewähren.

Das technische Prinzip der App ist relativ einfach: Es werden diverse Zieldaten mit Geo-Koordinaten in einer Excel-Tabelle hinterlegt. In der Startversion sind rund 250 Ziele auf dem Campus eingepflegt, darunter diverse Kliniken und Firmen. Wenn ein Anwender ein Ziel in der App auswählt hat, fragt das hauptsächliche App-Skript die Navigationsdaten auf einem Google-Maps-Server ab und zeigt dann in Google Maps den geeigneten Fußweg an. Eine anschließende Live-Navigation darf gemäß Google-Geschäftsbedingungen nicht in der App selbst geschehen. Die Nutzung der Google-Daten ist bis zu 4000 Zugriffe im Monat kostenlos, danach lizenzgebührenpflichtig.

Die jungen Informatiker haben mit dieser App noch viel vor. „Wir haben mit Unterstützung des GründerCube hier auf dem Campus ein Konzept zur Unternehmensgründung mit diesem Produkt ausgearbeitet“, verrät Michael Hackmann. „Dabei geht es vor allem um das Thema Vermarktung, die auch zu Einnahmen führt“, erläutert Patrick Zenker. Unter den Studierenden werde sich die kostenlose App sicher schnell verbreiten. Parallel richte sich das Angebot aber auch an Gastronomie und Veranstalter in Lübeck, innerhalb der App gegen Gebühr orts- und eventbezogene Info- oder Werbehinweise zu schalten. Aber auch große Kliniken und andere für Besucher schwer überschaubare Gebäudebetreiber gehören zur Zielgruppe.

Mittel- und langfristig sehen die beiden Entwickler ihre App an vielen deutschen Hochschulen und Kliniken im Einsatz. „Sie ist einfach zu verwenden und zu pflegen, auch für größere Hochschul- und Klinikstandorte als Lübeck“, erklärt Hackmann. Für Hochschulen selbst soll die App stets kostenlos bleiben. Für die Werbepartner aus der studentennahen Szene der Hochschulstädte sollen überschaubare Preismodelle entwickelt werden. „Für den Zugang zur jeweiligen Szene brauchen wir natürlich Partner vor Ort. Die bekommen dann eine attraktive Provision“, erläutert Zenker einen Teil des zukünftigen Geschäftsmodells.

(rwe)

Info/Kontakt: www.catch-up-now.de

Video auf YouTube: https://www.youtube.com/watch?v=-Ot_LsOmswo